So zieht sich der Savannah Way weiter durch die trockene Steppen- und Savannenlandschaft, gelegentlich sehen wir verstreut umherlaufende und grasende Rinder. Hinter Croyden verläuft parallel zur Straße die Eisenbahnlinie des „Gulflander“. Diese mittlerweile historische Eisenbahn wurde zur Zeit des „Goldrushs“ gebaut und diente den „Minern“ zum Transport ihrer Materialien und abgebauten Gesteine. Heute ist die Strecke umfunktioniert in eine Sightseeing Route für Touristen und verkehrt 2x wöchentlich zwischen Croyden und Normanton.

Normanton – wir erreichen den ersten größeren Ort seit langem, mit rd. 2000 Einwohnern kann man Normanton bereits als Großstadt be-zeichnen. Am Ortseingang weist eine überdimensionale Figur eines Fisches bereits darauf hin, dass wir uns in der Nähe der Küste befin-den und damit das Zentrum der Barramundi-Fischerei erreicht haben. Wir füllen unsere Vorräte auf und kommen zur Hauptattraktion des Ortes. Neben der Hauptstraße steht eine in Originalgröße gestaltete Nachbildung von Krys, „the Savannah King“. Im Juli 1957 wurde hier im Norman River das mit 8,63 m Länge weltweit größte, jemals gefangene Krokodil erlegt. Diese Skulptur macht deutlich, welche Gefahren nicht nur in dieser Region lauern. Überall im Norden Australiens kommen die für den Menschen äußerst gefährlichen Salzwasser-Krokodile vor. Besonders aber dieser Bereich scheint davon betroffen und es ist deshalb dringend davon abzuraten -egal wie heiß es ist- hier irgendwo baden zu gehen. Vielleicht hat Krys ja auch noch Nachkommen oder Geschwister, die nur darauf warten, einen anständigen Happen zu erwischen, bekanntlich können Krokodile ja sehr alt werden. Trotz dieser Gefahr üben diese urzeitlichen Echsen auf mich eine große Faszination aus.

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Wir verlassen Normanton am späten Nachmittag und fahren die letzten 70 km bis Karumba an der Golfküste. Das Bushland ist zurückgetre-ten und einem flachen, nur mit einzelnen Sträuchern durchsetzten Fluß-, Lagunen- und Kanalsystem gewichen. Lauern hier die Croc´s bereits auf uns ? Es öffnet sich eine schier unendliche, weite Ebene. In der Regenzeit muss dieses Gebiet komplett unter Wasser stehen. Wir sehen zahlreiche Wasservögel, Enten, Kraniche, Pelikane, Reiher und Raubvögel. Die monotone Straße scheint direkt im Horizont und damit im Meer zu versinken. Schließlich tauchen doch noch die ersten Häuser auf. Karumba empfängt uns und zu unserem Erstaunen ist das erste, was wir sehen, ein Golfplatz ! Scheint zwar nicht gerade ein Platz für die Weltelite zu sein, aber offenbar lieben die Australier ihre Hobbys. Selbst in diesem Nest, am Ende der Welt will man auf diesen Sport nicht verzichten.

Was hier jedoch Sport No. 1 ist, ist unverkennbar. Fast jedes Fahrzeug und das sind in erster Linie nur noch Allrad-Fahrzeuge, hat eine Angelausrüstung am Dach oder vor dem Kühler. Hier dreht sich offenbar alles um Fisch und damit ist in erster Linie der Barramundi, Aus-traliens beliebtester Fisch gemeint. Auch ich habe aus diesem Grunde eine Angelausrüstung im Gepäck, wenn nicht hier, wo sonst sollte ich mein Glück versuchen. Karumba ist aber gleichzeitig auch Zentrum der Garnelenfischerei und von weitem sind auch einige hässliche Hafenanlagen zu erkennen.

Am Ortsrand weist ein auffälliges Schild den Weg zum Sunset Caravan Park und wir haben Glück, den einzigen freien Platz auf dem zu dieser Zeit i.d.R. ausgebuchten Campground zu bekommen, kurz vorher hat ein anderer Camper überraschenderweise seinen Aufenthalt abgebrochen. Dieser Platz ist wirklich voll und die Camper und Zelte stehen auch relativ dicht beieinander. Überall stehen Angeln herum, viele Fahrzeuge haben einen Trailer angehängt, auf dem ein Boot aufliegt. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, man kennt sich, offenbar sind hier viele Stammgäste und Dauercamper.

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Nur 50 m vom Platz entfernt ist der wunderschöne Strand, der schnee-weiße Sand schimmert goldgelb in der untergehenden Sonne, einige Angler stehen am Rand und werfen ihre Köder aus, es sieht sehr viel versprechend aus, morgen werde ich es selbst probieren. Wir würden am liebsten noch ein Bad nehmen, aber diese Strände gehören den Krokodilen und ebenso sollen die Gewässer sehr Hai-haltig sein.

Am frühen Morgen gegen 06:00 Uhr werde ich wach und erschrecke. Draußen scheint es zu brennen, der Himmel ist feuerrot, doch bei näherer Sicht, erkenne ich, dass dies doch „nur“ der Sonnenaufgang ist. Ich stürze mit der Kamera nach draußen. Der Himmel ist von einer „Schäfchen“-Wolkendecke überzogen und im Licht der aufgehenden Sonne, glühen die einzelnen Wolkenbänke um die Wette. Eine Orgie in schwarz, orange, gelb, rosa, hell-, dunkel bis tiefrot, eine phantastische Stimmung.