Wir halten mitten auf dem Damm für ein Foto, als Jörg direkt neben sich am Rand wieder eine Schlange entdeckt. Ich stürze hinaus, um sie zu fotografieren, doch sie ist schneller und flüchtet sich in ein Loch unterhalb der Fahrbahndecke. Leider konnte ich auf die Schnelle auch nicht erkennen, um welche Art es sich gehandelt hat, nur bunt war sie und ca. 2 m lang. Auf jeden Fall ist bestätigt, dass Schlangen Fluchttiere sind und Panik unangebracht ist.

Wieder fahren wir den Savannah Way weiter, zwischendurch überqueren wir mehrere in den Boden eingelassene Eisengatter, die verhindern sollen, dass die Rinder von einem Weidegebiet in das nächste wechseln. Auch größere Pferdeherden tauchen auf. Ein in Handschrift gemaltes Schild „Caution – Work Horses – no shooting“ am Zaun zeigt den trockenen Humor der einheimischen Farmer. Zwischen den endlosen steppenartigen Weiden tauchen immer wieder Hunderte wenn nicht Tausende von Termitenhügeln auf, manche Landstriche sind davon so durchsetzt, dass man kaum etwas anderes sieht. Manche scheinen gerade erst ganz frisch entstanden zu sein und ragen gerade über die Grasnarben hervor, andere dagegen stehen stolz und wie eine Festung meterhoch in der Landschaft. Wie viele Abermillionen von Termiten müssen hier am Werk sein.

Kurz vor dem nächsten Ort, Burketown, erreichen wir die Leichardt Falls, von denen jetzt aber nichts zu sehen ist. Eine sandige Piste führt zu einem Felsplateau, von dem man eine schöne Sicht auf die Wasserfälle hat -sofern genug Wasser da ist. Jetzt in der Trockenzeit sind die Felsen blank, nur durch die schwarzen Verfärbungen erkennt man, wo sonst die Wassermassen herabstürzen. So sehen wir nur das Flussbett, in dem noch ein friedlicher See auf Badegäste wartet. Doch auch hier gilt: Caution Crocodiles ! Historisch gesehen ist dieser Platz allerdings bedeutungsvoll. Friedrich Leichardt, deutscher Pionier und Australienforscher, lagerte hier auf seiner letzten Expedition, bevor er und seine Begleiter spurlos verschwanden und nie wieder auftauchten. Bis heute konnte nie eindeutig geklärt werden, wie er zu Tode gekommen ist.

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Burketown, Hauptstadt des Barramundi, steht großflächig am Eingang der Stadt, doch von Stadt kann kaum die Rede sein. Eine Ansammlung von vom Wetter verfärbten Holzhäusern, eine Tankstelle, ein Postoffice mit Supermarkt, ein in die Jahre gekommenes Hotel und Pub sowie einige verlassene und vom Zahn der Zeit angenagte halb zugewachsene Geisterhäuser verleihen dem Ort eine Atmosphäre des Stillstands. Wer hier hält, fällt auf, wird zum „Stadt“-Gespräch, min-destens für eine Woche, denke ich.

Wir verlassen hier die Hauptroute des Savannah Way und fahren gen Süden. Wir wollen in den Lawn Hill N.P., einen wunderschönen, tropischen Nationalpark, der abseits der meisten Routen Australiens liegt und am ehesten von hier aus zu erreichen ist. Man muß sich jedoch immer im Klaren darüber sein, dass Abstecher in downunder durchaus mit einigen hundert Kilometern verbunden sein können, also nicht nur „mal eben um die Ecke“. Wir haben nicht auf die Kilometeranzeige geachtet und fahren deshalb einen Abzweig zu früh rechts rein und landen unversehens auf einer Station. Gepflegt angelegte Pferdekoppeln und Dutzende von eingedeckten Pferden vor dem Farmgebäu-de zeigen, welchen Schwerpunkt diese Farm hat. Wir wollen uns nach dem richtigen Weg erkunden als 2 bildhübsche, junge Frauen in Reithosen aus der Scheune treten und uns erklären, dass wir noch gut 20 km der Hauptpiste folgen müssen. Wir sind überrascht, hier in dieser abgelegenen Wildnis, 2 Frauen zu treffen, die wir eher in einer Großstadt wie Sydney erwartet hätten.