Aus Melbourne finden wir heute problemlos heraus: Das gebuchte Navi ist diesmal wirklich an Bord und leitet uns zuverlässig Richtung Torquay. Völlig geschmacksneutrale, dafür extra fettige fish and chips müssen als schneller Mittagsimbiss herhalten. Entschädigung verspricht der Besuch am Strand. Wir blicken auf das dunkelblau leuchtende Meer und merken einmal wieder, wie gut es uns geht. Einen echten Strand-Stopp legen wir aber erst in Anglesea ein. Der Wind pfeift uns jetzt ganz schön um die Ohren, trotz der Sonne ist mir ein wenig kühl. Deshalb rolle ich mich am Strand in mein Handtuch und döse vor mich hin, während Martin schwimmen geht. Als er mich eine Viertelstunde später weckt, bin ich porentief sandig, die feinen Körner haben ihren Weg selbst unter die Kleidung gefunden, kleben am Rücken und rieseln aus den Haaren. Zehn Minuten später und Martin hätte mich aus einer Düne ausbuddeln müssen.
 
Unterwegs kreuzt ein Schwarm Gelbhaubenkakadus unseren Weg. Es sind strahlend weiße Tiere mit einem kräftigen grauen Schnabel und namengebenden gelben Kopffedern, die sie manchmal angeberisch aufstellen. Mit wachem Blick posieren sie in den Bäumen, als ich sie porträtiere, aber den gelben Kamm wollen sie mir zuliebe nicht zeigen.
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Die Küstenstraße will langsam befahren werden. Nicht nur wegen der spektakulären Aussichten, von denen wir nicht genug bekommen können, sondern auch weil sie sich in engen Kurven an die ins Wasser abfallenden Hügeln anschmiegt. Alle hundert Meter zeigen Warnschilder an, dass eine besonders kurvige Strecke bevorsteht. Unser nächster Halt ist ein kleiner Leuchtturm am Split Point in der Nähe des Ortes Lorne. Schlank und weiß ragt er in den blauen Himmel und sieht mit seiner roten Pudelmütze sehr nett aus. Wir wandern eine halbe Stunde durch die windgebeugten Büsche und Sträucher und fahren weiter.
 
Etwas zu früh für unseren Geschmack wird es heute dunkel: Graue Wolken ziehen auf und schirmen die Abendsonne ab. Es wird doch nicht etwa regnen? Ganz so schlimm kommt es nicht, aber in Apollo Bay suchen wir uns ein kleines Motel, um eine ruhige und trockene Nacht zu verbringen. Vorher schwebt uns aber noch ein Restaurantbesuch vor, Seafood soll es sein, hmm lecker. Unternehmungslustig tigern wir durch die Hauptstraße des bescheidenen Touristenstädtchens und studieren die ausgehängten Speisekarten. Klingt alles sehr schmackhaft. Als wir jedoch das Lokal unserer Wahl betreten, macht uns die Kellnerin schnell klar, dass hier um 21 Uhr die Bordsteine hochgeklappt und die Küchen geschlossen werden. Sie macht uns wenig Mut, heute noch Garnelen zu speisen und verweist uns an eine einfache Pizzeria, die mit etwas Glück noch geöffnet sei. Und wir haben Glück. Wir sind zwar die einzigen und letzten Gäste, aber der sympathische Koch gibt sich mit unseren Pizzen besonders große Mühe. Mit Martin hat er aber auch einen dankbaren Abnehmer gefunden: Einmal The Lot, die Hauspizza mit allem, was die Küche zu bieten hat, in Größe L, bitte! Ich begnüge mich mit einer medium Salami. Keine Meeresfrüchte, aber auch sehr gut.