Unsere Zufusspirsch am Nachmittag beginnen wir leider bei Regen, nicht sehr viel, aber Grund für Regensachen und alle witzeln über meinen knallroten Poncho und den Stier auf der Weide…! Der interessiert sich aber gar nicht für mich. Viel schlimmer als der Regen ist jedoch der graue triste Himmel, der alles Grau in Grau taucht. Die schönsten Vögel sehen alle grau aus, sofern wir sie überhaupt in Sichtweite bekommen. Das ist schon frustrierend.

Wir laufen zeitweise über Weideland, die meiste Zeit aber am oder durch den dichten Galeriewald entlang des Rio Aquidauana. Wir hören viele Vögel, sehen aber fast keine. Dafür begegnet uns eine ganze Gruppe der niedlichen Nasenbären, die netterweise nicht flüchten, sondern sich direkt in Pose setzen. Etwas später sehen einige unserer Gruppe noch einen Ozelot ins Unterholz abhauen. Ulli sucht ihn zwar intensiv, aber der Ozelot ist längst über alle Berge. Weiter geht es über ziemlich schlammige Pfade, da wären Stiefel jetzt das bessere Schuhwerk.

Zum Schluss sehen wir bei einer romantischen, wasserhyazinthenüberwucherten Lagune noch ein grosses Wasserschwein wahrlich im Schweinsgalopp davon-preschen.

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Nach drei Stunden waren wir wieder zurück, und in meiner Dusche fand ich dann auch wieder so ein Riesenvieh von Käfer oder Schabe wie am Amazonas, dass mir die Lust zum Duschen fast vergangen wäre. Im Zweifelsfall mache ich das Licht aus und verlasse mich darauf, dass das Viech auch von alleine wieder verschwindet. Dann brauche ich es nicht umzubringen. Wir sind schliesslich auf einer Ökofarm. Ohne Frage gibt es von den Insekten am meisten zu sehen und manche auch unangenehm zu spüren. Meine Ameisenbisse von der Regenwaldwanderung am Amazonas spüre ich immer noch trotz antibiotischer Salbe.

Nach dem Abendessen können wir uns auf Ulli’s Laptop noch einen Film über Anacondas anschauen. Wir haben ja keine zu sehen bekommen, obwohl sie keineswegs selten sind, aber sie leben genau so versteckt wie andere Wildtiere, sind also nur schwer aufzufinden. Für mich als Schlangenfan ist das schon schade. Habe noch lange mit Ulli über das Pantanal und vieles andere geredet und bin dann mal ausnahmsweise spät ins Bett gegangen.

Am nächsten Morgen sind die Vögel ganz erstaunlich ruhig. Es ist kühl, windig und der Himmel leider wieder wolkenverhangen, also Jackenwetter. Jeder berichtet morgens von seinen nächtlichen Besuchern, als da sind Spinnen, fette Schaben verschiedener Arten, diverse Käfer, Frösche bzw. Agakröten und zahlloses fliegendes Insektenzeug. So langsam amüsiert uns das nur noch.

Nach dem Frühstück reiten wir los, diesmal in eine ganz andere Ecke der Fazenda. Wir reiten durch Weiden und Wäldchen, kommen an schönen Lagunen voller Wasserhyazinthen und Kaimanen vorbei, entdecken sogar eine Wasserschweinmutter mit drei Jungen, die aber leider eiligst flüchten, als sie uns wahrnehmen. Ein halbwegs brauchbares Erinnerungsfoto habe ich aber sogar vom Pferderücken aus zustande gebracht. Auch einen Tigerreiher sehen wir. Das ist ein gedrungener, eher dickerer Vogel, der ganz seltsame Balztöne von sich gibt. Hört sich so an, als würde er gleich kotzen.

Nach eineinhalb Stunden steigen wir bei einer schönen grossen Lagune ab und machen eine Stunde Pause. In einem hohen Baum thront ein Jabiru-Nest. Ein Altvogel fliegt majestätisch heran, und wir können gut beobachten, wie er die beiden Jungen füttert. Sie schnarren und betteln um Futter.