Am Ufer der Lagune liegen etliche Kaimane, aber wenn wir bis auf ein oder zwei Meter herangehen, rutschen sie ins Wasser. Überall sehen wir die Kaimanaugen an der Wasseroberfläche. Am gegenüberliegenden Ufer liegen sie dicht an dicht. Etliche Teichhühnchen picken nach Futter, und eine ganze Kuckucksfamilie von sechs Vögeln sitzt auf dem höchsten Ast eines Baumes. Ein Hyazinthara-Pärchen fliegt kreischend über uns, und ein Eisvogel lauert am Wasser auf Beute.

Auf einem anderen Weg geht es zurück, dabei stöbern wir wieder einen grossen Ameisenbären auf, der in ein Wäldchen läuft. Ulli reitet herum und scheucht ihn raus zu uns hin. Vom Pferd aus ist Fotografieren nicht so einfach, weil ein Pferd nie ganz still steht. Ausserdem sollte man den Zügel in der einen Hand behalten. Aber mit einer Hand die Kamera einstellen und „zielen" ist schon schwierig. Dennoch gelingen mir ein paar Bilder. Ein Stück weiter finden wir den nächsten Ameisenbären, der keine 10 Meter von uns entfernt aus dem Gebüsch kommt und sich dann aber eilig davonmacht.

Als wir nach über drei Stunden vom Pferd steigen, spüren wir unsere Sitzknochen, aber schön war’s! Jetzt kommt auch endlich die Sonne raus, der Wind bleibt aber kühl. Beim Mittagessen haben wir wieder „Halsumdrehstress", weil es ständig vor und hinter uns so viele schöne Vögel zu sehen gibt.

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Von der Küche werden immer Brotkrümel und –stückchen hingeworfen, und das wissen die Vögel genau. Manchmal versammeln sich 40 – 50 Vögel aller Art gleichzeitig, und wir sind immer wieder fasziniert. Heute haben wir lange Siesta bis 17.00 Uhr zur Bootsfahrt in die Nacht hinein.

Diese freie Zeit habe ich optimal genutzt. Es war gerade richtiges Licht und nicht zu warm, so bin ich zum Fluss Aquidauana gelaufen und dann über die Weiden zwischen Kühen und Pferden hindurch. Habe viele Tukane und den Schnurrvogel beobachtet und zwei weitere blaue Aras entdeckt neben ihrer Bruthöhle. Sie schnäbeln und kokettieren und sind wunderschön anzusehen. Weiter gehe ich immer am Galeriewald entlang und höre dem unwahrscheinlichen Vogelkonzert zu. Überall zirpte, flötete, schnurrte und fauchte oder schnarrte und pfiff es aus den Bäumen und Büschen. Bei einem grossen Jacarandabaum stand ich eine Weile und bewunderte den lila Schleier der Baumkrone, als ich eine Bewegung im Gras bemerkte. Es war doch tatsächlich ein grosser Ameisenbär, der keine 20 Meter von mir entfernt war.

Von Ulli wusste ich, wie man sich anschleicht, und der Wind stand für mich günstig. Jedes Mal, wenn der Ameisenbär mir den Rücken zudrehte auf seiner hin- undherschnüffelnden Suche nach Ameisen, lief ich leise und schnell ein paar Schritte auf ihn zu und hielt wie erstarrt inne, wenn er mir wieder den Kopf zuwandte. Ameisenbären hören und sehen schlecht, dafür riechen sie umso besser. Das Tier bemerkte mich nicht, und so kam ich bis auf 5 Meter an ihn heran und konnte wunderschöne Aufnahmen machen und ihn beobachten. Ich konnte gut sehen, wie er die Ameisenhaufen aufbrach und mit seiner 60 cm langen, klebrigen Zunge die Ameisen in sich reinzog und schluckte. Mit den breiten Pfoten wischte er sich ständig die an seiner Schnauze hochkrabbelnden Ameisen von der langen Nase und schüttelte ab und zu den merkwürdigen, fast röhrenförmigen Kopf. Seelenruhig ging er der Nahrungssuche nach, setzte einen platschenden Haufen und sah dabei aus wie ein grosses „V" in schwarz. Wer hat schon vor einem kackenden Ameisenbären gestanden? So bin ich ihm sicher eine halbe Stunde gefolgt und war gefangen von dieser Begegnung.