Vor dem Flughafen stand eine ganze Reihe grosser Busse, alle leer und abgeschlossen und ohne Fahrer. Wir dachten bei einem Shuttlebus an einen kleineren Bus, aber nach einer Weile kam ein gross gewachsener Mann, der einigermassen Englisch sprach und der uns sagte, dass wir in den Bus Nr. 1 einsteigen sollten, der würde uns in das entsprechende Hotel bringen, dessen Namen wir immer noch nicht erfahren konnten. Das war auch nicht wichtig, denn es gibt offenbar nur ein Hotel, in dem die Passagiere übernachten, die ihre Anschlüsse nicht bekommen hatten. Der ganze Riesenbus war voller Leute und Gepäck, die alle ähnliche Probleme hatten wie wir. Wohlweislich hatte ich immer eine Garnitur Unterwäsche, Zahnbürste etc. bei mir. So brauchte ich mein Gepäck nicht und hatte es daher gar nicht herausverlangt. Andreas hat es genau so gemacht.

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Und so fuhren wir nun also nach Madrid, und zwar erstaunlicherweise mitten in die Innenstadt und bekamen so noch eine kleine Stadtrundfahrt. In der Gran Via, einer der Haupt- und Prachtstrassen der Stadt, wurden wir am grossen Hotel Tryp Misfits ausgeladen und dort endlich mal freundlich und zuvorkommend in Empfang genommen und bekamen rasch unsere Zimmerschlüssel. Mein Zimmer war gross und bestens ausgestattet, und inzwischen war ich nach all der Aufregung doch froh, endlich wieder in ein Bett zu kommen und nicht im Flieger nach Frankfurt zu sitzen, denn dort hätte ich mir dann auf eigene Faust und Kosten ein Zimmer nehmen müssen. Nach Konstanz oder Friedrichshafen wäre ich in keinem Fall mehr gekommen.

 So traf ich kurz danach Andreas wieder, denn wir hatten Hunger und wollten zu Abend essen, ebenfalls auf Kosten der Iberia. Wir wurden angewiesen, aus dem Hotelgebäude auf die Strasse zu gehen und dann den zweiten Eingang links wieder hinein. Das war aber eine riesige Metzgerei, von deren Decke und Wänden Hunderte von Serano-Schinken hingen. Vor dem Eingang hing ein Schild mit der Aufschrift „Schinken-Museum“. Das konnte es ja wohl nicht sein, also gingen wir wieder raus, aber der Portier des Hotels wies uns wieder hinein und dann die Treppe hinunter, und siehe da, dort unten befand sich ein Restaurant, das ebenfalls rundum mit dicken Schinken und Spiegeln dekoriert war, damit die Schinkenanzahl sich optisch verdoppelte. Die Kellner waren ausnahmslos freundlich, charmant und gutgelaunt, denn sie kennen schon das Leid der Passagiere, die hier zum Essen kommen.

 Wohl gestärkt beschlossen wir, die Prachtstrasse noch ein bisschen auf- und ab zu bummeln. Die meisten Läden und Kaufhäuser waren geöffnet, und je später der Abend wurde, desto mehr Spanier flanierten über die breiten Bürgersteige. Besonders die jungen Frauen waren mächtig rausgeputzt und stolzierten in engsten Jeans und knappsten Oberteilen auf und ab nach dem Motto: sehen und gesehen werden. Klar, es war ja Samstagabend. Ein Lokal reihte sich an das andere, viele edle Geschäfte waren hier und Banken und Hotels. Überall gab es Strassenrestaurants und Cafés inmitten des Verkehrslärms der vierspurigen Strasse, durch die ein endloser Verkehrsstrom floss unter Lärm und Abgasen.