Eine hübsche Schildkröte finden wir noch und Cilfredo hebt sie hoch. Sie hat dunkle breite Fusssohlen mit leuchtend roten Punkten darauf. Nach einer Weile kommen wir ganz unvermutet aus dem Gewirr der Lianen und Bäume heraus und stehen bald auf einem grossen schwarzen Granithügel. Dort lauschen wir dem Röhren der Brüllaffen. Sechs grosse rote Aras fliegen über unsere Köpfe. Es donnert ordentlich, und der Himmel ist zugezogen. Etliche Termiten haben sich in meine Schuhsohlen verbissen. Angewidert flitsche ich sie weg. Einen ziemlich weit entfernten Tukan sehen wir noch, dann kehren wir um und Cilfredo versucht erneut sein Glück bei der Tarantel. Gertrud überlässt mir den besten Platz zum Fotografieren, und auf einmal sehe ich schwarze Füsse zucken. Blitzschnell kommt das Riesentier von Tarantel aus der Höhe geschossen, verharrt einen Moment und schaut, was los ist, um dann ebenso schnell wieder in der Höhle zu verschwinden. Sie war mindestens so gross wie meine Hand mit gespreizten Fingern und schwarzbraun. Zwei gute Fotos sind mir gelungen. Wir waren ganz gebannt von diesem Erlebnis, denn niemand von uns hatte je eine Tarantel gesehen, und so eine grosse schon gar nicht. Sie sieht echt zum Fürchten aus.
 
Die Wanderung in Hitze, Schwüle und stehender Luft hat uns ziemlich fertig gemacht, und wir sind froh, als wir wieder im Boot sitzen. Wir biegen ab in einen Seitenarm, und Cilfredo und unser indianischer Skipper schauen angestrengt in die Bäume. Jeder will die 100 Dollar-Faultierprämie haben. Hier in der Gegend hatte man vor 15 Tagen ein Faultier gesichtet, aber inzwischen hat es sich offenbar einen anderen Futterbaum gesucht, ausserdem wurde es schon dämmerig. Faultiere sind perfekt getarnt durch ihre Färbung und die extrem langsame Bewegung. Selbst für die Indianer sind sie sehr schwer zu entdecken, dabei sind sie keineswegs selten.

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So fahren wir weiter und sehen als Krönung des Tages noch drei graurosa Süsswasserdelfine, die munter auf- und abtauchen und zu spielen scheinen. Schliesslich springt einer immer wieder elegant aus dem Wasser. Da man nie weiss, wann und wo sie wieder auftauchen, sind Fotos ziemliche Glücksache.