Wir fuhren etwa eine dreiviertel Stunde durch Soweto. Nur ein oder zwei Busse erhalten pro Tag die Genehmigung, gegen Zahlung von 30 Rand pro Nase, durch Soweto zu fahren. Das Los hatte entschieden, daß der andere Bus drei Stunden durch Soweto fahren konnte. Wir hingegen fuhren auf Risiko von Eva nur durch Teilgebiete, und was wir da sahen, erstaunte uns fast noch mehr als das bisherige, was wir von den Schwarzen zu Gesicht bekommen hatten. Hier in Soweto sind saubere, gepflegte Häuser und Gärten genau so zu sehen wie in den Siedlungen der Weissen, es gibt sogar wunderschöne Bungalows und Villen in rauhen Mengen. Wo waren denn eigentlich die berühmten Elendsviertel, wo der Hunger, wo die Aggression? Die Kinder und die Erwachsenen winkten uns fröhlich zu, wo wir Fäuste und Steinwürfe erwartet hatten nach den Berichten in unseren Medien. Ja, gab’s das denn? Selbst hier, im Zentrum des angeblilch so großen Konfliktes zwischen Schwarz und Weiß, winkten uns die Leute zu und wir zurück. Klar, die Leute wissen, daß wir Touristen sind, aber müßten sie sich nicht vorkommen wie im Zoo? Nen, sie lachten und winkten uns fröhlich zu. Das konnte ich gar nicht fassen. So langsam dämmerte mir, was mit Meinungs- und Stimmungsmache gemeint ist und wieviel und wie wenig das mit der Wahrheit zu tun hat. Natürlich gibt es hier auch Slums und Viertel, in denen es weder Wasser noch Strom gibt, aber so leben fast alle Afrikaner (und die meisten anderen auf der Welt) ja immer schon. Und wenn man unsere Arbeitersiedlungen und so manches Viertel unserer Großstädte unter die Lupe nimmt, dann könnte man sich auch schämen, daß es das noch gibt. Das ist hier in Soweto auch nicht anders, und ich war richtig empört darüber, wie wir hier belogen werden.
Johannesburg hat eine sehr lebendige Innenstadt, es war mir auf Anhieb viel sympathischer als Durban, dabei hatte ich es genau umgekehrt erwartet. Wir kamen am schönen Oppenheimer Brunnen vorbei, der aus 18 springenden Impalas besteht, die im Halbbogen über das Wasser setzen.
Und uns fiel im Stadtbild auf, wie gut hier die Leute gekleidet waren, auch die Schwarzen.
Zum Mittagessen gingen wir in ein nettes Lokal, wo schon ein erleuchteter Weihnachtsbaum stand, was uns wieder lachhaft vorkommt angesichts der herrschenden Hitze.