Plötzlich öffnet sich der Busch, eine Landebahn für Buschflieger kommt in Sicht. Die Spur führt um die Bahn herum und auf der anderen Seite wieder in den Wald, einige Benzinfäser stehen herum, Nachschub für die Flieger ?

Dann sehen wir Zelte zwischen den Bäumen auftauchen, einige Uralt-Jeeps stehen herum, irgendwo läuft ein Generator, willkommen im Wilderness Camp. Rund 2 Stunden haben wir für die 60 km be-nötigt. Zwischen Eukalyptus-Bäumen stehen ca. 15 Safari-Zelte im afrikanischen Stil verteilt. Die Abstände sind so groß, das jeder Gast genügend Privatspäre behält. Ein Großzelt dient als Küche, Restaurant und allgemeiner Treffpunkt. Das Camp strahlt auf Anhieb eine Ruhe aus, die überwältigt, mal abgesehen von dem entfernt brummenden Generator.

Ein junger Mann begrüßt uns, offenbar der Koch und holt Nick, den Verwalter dazu. Dieser mäht gerade nebenan den Rasen und ist mehr als überrascht, daß wir schon hier sind. Wir hätten doch gerade eben erst telefoniert. Das Zeitgefühl scheint an diesem Platz anders zu funktionieren, aber das stellen wir später dann auch selbst noch fest.

Wir werden willkommen geheißen, bekommen Tee serviert und dürfen uns gern umschauen, in einer halben Stunde gibt´s etwas zu essen und anschließend will Nick mit uns eine private Tour unternehmen. Wir bekommen ein Zelt zugewiesen, selbstverständlich brauchen wir nicht in unserem Camper zu übernachten. 2 junge Frauen sind gerade da-bei, die Zelte zu reinigen, wie sich herausstellt, 2 holländische Backpacker, die mit einem Work and Travel-Visum für ein Jahr im Land unterwegs sind und hier für 14 Tage das Leben im Busch kennenler-nen, zwar ohne Bezahlung dafür aber Kost, Logis und eine fantastische, unbezahlbare Natur gratis.

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Die Zelte sind sehr komfortabel, jeweils 2 bequeme Einzelbetten stehen drin, ein kleines Nachttischchen, es gibt elektrisches Licht und auch 2 große Ventilatoren stehen bereit, frische Luft zu spenden, natürlich wird alles über den Generator versorgt. Im Hauptzelt ist Platz für rund 20 - 25 Personen, zahlreiche Bücher und Bildbände liegen bereit, um über die Natur und vor allem die Hinterlassenschaften der Aboriginals in dieser Region zu informieren. Auf einem Tisch liegen verschiedene Speere, Steinwerkzeuge und –äxte sowie Klanghölzer der Ureinwohner bereit, 2 Krokodilschädel erinnern daran, dass man auch hier immer auf der Hut sein muss und über ein paar Fotoalben können wir uns einen ersten Eindruck davon machen, was es alles zu sehen gibt.

Es ist Mittagszeit und einige andere Gäste kommen von ihren Safaris zurück. Jeder begrüßt uns freundlich und stellt sich vor, man ist unter sich in einem kleinen privaten Kreis und berichtet begeistert von den Ausflügen. Dann zaubert der Koch einen herrlichen Salatteller herbei und gut gestärkt machen wir uns mit Nick auf den Weg.

Der uralte Toyota Landcruiser macht zwar nicht den Eindruck, als würde er noch mal anspringen, aber wir täuschen uns. Das Armaturen-brett ist zwar von allem überflüssigen Schnickschnack befreit und überhall hängen Kabel herum, der Motor startet aber nach langem Vorglühen problemlos und wir holpern in den Busch. Es geht über ausgewaschene Felsplatten, durch kleine Flussläufe, vorbei an kro-kodilfreien Badepools, über Stock und Stein und schließlich halten wir irgendwo mitten im Busch. Von nun an geht es zu Fuß weiter.

Nick erklärt uns die Gegend und ihre Geschichte. Dieses Gebiet gilt als eines der ältesten Stammesgebiete der Aboriginals und beinhaltet die meisten, die best- erhaltendsten und ältesten Felsmalereien nicht nur innerhalb Australiens sondern sogar auf der ganzen Welt. Die Höhlen, die es hier gibt, wurden bereits vor 50.000 Jahren von Aborigi-nals bewohnt und Tausende von Felsmalereien dokumentieren die verschiedenen zeitlichen Epochen. Das Geschichte der Aboriginals selbst wird sogar auf 120 - 150.000 Jahre geschätzt und gilt damit als die Kultur, die am längsten überlebt hat.

Wir wandern auf eine Felsformation zu und kommen durch schmale Durchlässe, in denen dichtes Buschwerk wuchert. Wir entdecken erste Zeichnungen in den Felsen, Abbildungen von Kängurus und Schildkröund klettern weiter hinauf. Unter einem ca. 1 1/2 m hohen, weit ausladenden Überhang schimmert es in pastellfarbenen Ocker-tönen aus Rot, Gelb und Weiß. Wir müssen uns schon etwas ducken, um die ganze Dimension der Zeichnung zu erkennen, die sich über unseren Köpfen befindet. Eine filigran gemalte Nachbildung eines Krokodils, das das riesige Maul aufreißt und dabei die spitzen Zähne zeigt. Es ist beeindruckend, in welcher Klarheit und Detailtreue die Ureinwohner solche Bildnisse bereits vor Tausenden von Jahren in die Felsen verewigt und damit bewiesen haben, das –bevor sich in Europa überhaupt eine Kultur entwickeln konnte– hier an dieser Stelle bereits eine Kunst und Kultur gelebt wurde, die ihre Motive direkt aus der