Es ist schon später Nachmittag und die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden, als wir uns Cape Crawfort nähern. Eigentlich wollten wir einen Abstecher zu einem sehenswerten Felslabyrinth in der Nähe machen, The Lost City, doch in der Dunkelheit macht das natürlich keinen Sinn mehr. Die schönste Tageszeit dafür, den Son-nenuntergang, haben wir gerade verpasst und hier am wenig einla-denden Roadhouse zu übernachten, gefällt uns auch nicht so. Also verwerfen wir unseren Reiseplan, die von Cape Crawfort nach Norden führende letzte Pisten-Etappe des Savannah Way am nächsten Tag bis Roper Bar zu fahren und entscheiden uns spontan dafür, heute noch weiter nach Westen über die Asphaltroute bis Daly Waters am Stuart Hwy zu kommen. Das bedeutet zwar, jetzt noch rund 270 km in der Dunkelheit zu fahren, aber dafür erwartet uns am Ende dann auch einer der urigsten und berühmtesten Pubs Australiens, der Daly Waters Pub.

Hoch konzentriert, aber auch schon etwas müde von der bis hierhin schon recht langen Strecke, nehmen wir das letzte Sück in Angriff. Gerade jetzt ist allerdings die Gefahr, dass sich Rinder oder Kängurus auf der Straße aufhalten, am größten und so muß ich eins ums ande-re Mal hart in die Bremsen gehen, um einem Zusammenprall zu entgehen. Dazu kommen jetzt auch häufiger Fahrzeuge entgegen, meist sogar Roadtrains, die in der Dunkelheit noch gefährlicher sind als am Tag. Erst spät kann man erkennen, dass sich hinter den sich annähernden Scheinwerfern wieder so ein Monstertruck verbirgt, der weder die Geschwindigkeit reduziert noch auch nur einen Millimeter von der Mitte der Fahrbahn abweicht. So wird es für uns überlebens-wichtig, am Straßenrand anzuhalten sobald Lichter auftauchen und abzuwarten, bis der „Donnerhall“ vorbei ist.

Trotz aller Vorsicht passiert es dann doch noch zweimal, dass mir unvermittelt ein kleineres Känguru oder Wallabie vor die Räder springt und mir keine Ausweichmöglichkeit mehr gibt. Ich kann in dem Mo-ment nur froh sein, dass es kein rotes Riesenkänguru war. In diesem Moment fragen wir uns auch, ob wir eigentlich mehr tote oder leben-dige Kängurus gesehen haben auf unserer bisherigen Reise.

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Kurz nach 22:00 Uhr haben wir dann unser Ziel erreicht, die Kreuzung zum Stuart Hwy oder auch Explorer´s Way genannt. Nur noch wenige Kilometer und wir kommen in den Ort Daly Waters, was heißt hier Ort ? Eigentlich besteht Daly Waters nur aus einem Pub, einer Tankstelle, einem Campingplatz und 2 bis 4 anderen Gebäuden, hat offiziell nur 12 Ein-wohner, steht aber in jeder Australienkarte und zum Stolz aller Einwohner sogar in den meisten Weltkarten verzeichnet.

Der Pub selbst ist eine echte Sehenswürdigkeit. Die Wände sind voll mit Visitenkarten, Fotos, abgelaufenen Ausweisen, Sprüchen und zahllosen Hinterlassenschaften von Besuchern aus aller Welt. Unter der Decke hängen Dutzende von BH´s, Slips und sonstige zweifelhafte Wäschestücke, der Laden steht voll mit den urigsten Utensilien, Stubbyholder aus ganz Australien, Nummernschilder, Geldscheine .... Man braucht wohl Tage, um das alles zu sichten.

Seit 1930 existiert dieser Pub und gilt mittlerweile als Kult-Adresse in down under. Der Wirt und seine Crew geben sich auch ganz offensichtlich Mühe, diesen Kult-Status zu erhalten. Auch die meisten Gäste sind sehenswert. Hier trifft man die originellsten Typen aus aller Welt. Es reicht normalerweise, sich irgendwo in die Ecke zu hocken und das Pub-Leben auf sich wirken zu lassen. Aber was ist ein Pub schon ohne Bier.

Natürlich gönnen wir uns einige davon an diesem Abend, vor allem, nach so einer langen Tagesetappe. Aber es hat sich gelohnt. Wir genießen den Abend und diese Atmosphäre nach den Tagen der Einsamkeit im Outback und schaffen es deshalb auch nicht, vor 10.00 Uhr am nächsten Morgen weiterzufahren.

So langsam neigt sich unsere Tour dem Ende zu, Darwin ist nicht mehr allzu weit. Wir fahren jetzt über den gut ausgebauten Stuart Hwy. Der Autoverkehr hat hier deutlich zugenommen. Die Fahrt ist monoton, es stellt sich schon fast so etwas wie eine Abschiedsstimmung ein. Doch das Highlight der gesamten Tour steht uns noch bevor, eine Fahrt ins Arnhemland.