So fahren wir unseren Camper rechts neben die Piste, machen uns ein paar Sandwiches, spülen mit kühlem Toohey News nach und atmen durch. Das ist ja noch mal gut gegangen. Morgen früh nehmen wir die ursprünglich geplante Alternativ-Route, auch wenn sie länger ist. Jetzt ist es sowieso egal. Dieser hoffentlich gut gemeinte Tipp des Rangers hat uns zwar zusätzliche 250 km eingebracht, aber auch gleichzeitig ein Erlebnis, das uns jetzt erst so richtig bewusst wird.

Als der Hunger und erste Durst gestillt ist, schauen wir nach oben. Ein Sternenhimmel, wie wir ihn noch nie gesehen haben, frei von allen künstlichen Streulichtern, jungfräulich und zum Greifen nah, von einem Horizont zum anderen - die Milchstraße, Sternbilder, die man nur aus Büchern kennt, Sternschnuppen - was wünsch ich mir noch ?, das Kreuz des Südens, der Große Wagen, allerdings auf dem Kopf! Achja, wir sind auf der anderen Seite der Welt und damit haben wir auch, was den Himmel betrifft eine andere Perspektive - vorbeiziehende Satelliten - wir können uns nicht satt sehen.

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Wir sind begeistert - Jörg schaut mich an und meint nur noch dazu „Geil, meine erste Nacht in einer richtigen Wildnis“ - Meine Antwort:... „meine auch“ ... überrascht ihn, da ich ja bereits zum x-ten Mal in Australien bin. Aber wir sind uns einig, trotz dieser ungeplanten Aktion, wird uns diese Nacht unvergessen bleiben.

Zum Sonnenaufgang sind wir dann früh wieder auf den Beinen. Wir stärken uns und fahren das letzte Stück bis zur Cattle-Station zurück und als wäre nichts gewesen, folgen wir den jetzt in Abständen von 20 km auftauchenden handgemalten Schildern „Doomadgee“ bzw. K.F.C., womit aber nicht etwa Kentucky Fried Chicken gemeint ist, sonder das sog. Kingfisher Camp, das ebenfalls in dieser Richtung liegt.

Wir müssen allerdings feststellen, dass der Ranger mit seiner Fest-stellung, dies sei eine schlechte Piste, absolut Recht hatte, denn über lange Strecken erweist sich die Route als Tortur für Mensch und Material. Wir sind froh, dass wir uns keinen Platten einhandeln. Die z.T. sehr steinigen Streckenabschnitte schütteln und rütteln den Wagen derart, dass jedes Gespräch im Keim erstickt. Aber es folgen auch wieder leichtere Teilstücke. Schließlich wird die Piste wieder besser, wir erreichen eine Gabelung, links geht´s zum Kingfisher Camp, rechts nach Doomadgee. Und nach weiteren 45 km erreichen wir endlich wieder den Savannah Way. Ein paar Kilometer weiter queren wir nochmals eine asphaltierte Flußdurchfahrt und plötzlich tauchen auch prompt die ersten Autos seit fast 2 Tagen wieder auf.

Das Domagdee Roadhouse besteht aus 2 Zapfsäulen und einem daneben stehenden Container, in dem die Kassiererin, eine Aboriginal am Laptop sitzt und offenbar übers Internet für die Schule büffelt. Wir fahren in den Ort, eine Aboriginal Community. Der Ort selbst sieht wenig einladend aus. Überall stehen alte Autowracks rum, die Häuser bzw. z.T. einfachen Hütten sehen wenig gepflegt aus, dazwischen sehen wir eine Verladestation für Lkw´s. Sand– und Kieshügel, wahr-scheinlich für den Straßenbau warten auf ihren Abtransport. Dann folgt aber plötzlich ein gepflegter Footballplatz, wir kommen an einer Schule vorbei, wo offenbar ein Schulsportfest stattfindet, Aboriginal-Kinder wetteifern beim Seilziehen. Wir halten an einer Bäckerei. Zahlreiche Aboriginals, Kinder und auch Erwachsene, stehen an für Brot, Kuchen-teilchen, Süßigkeiten und Getränke. Wir stärken uns hier mit ein paar Donuts und einer Tasse Kaffee und sehen dem Treiben interessiert zu . Die beiden weißen Australier hinter der Theke kennen die Aborigi-nals alle beim Namen. Diese sind, im Gegensatz zu den meisten Ureinwohnern, die ich bisher in den größeren Städten meist alkoholisiert gesehen habe, recht ordentlich gekleidet, haben ihren Spaß untereinander und scheinen ein ganz normales geordnetes Leben zu führen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Ureinwohner vor gar nicht allzu langer Zeit, noch als Nomaden durch das Bushland des Outbacks zogen und nur von dem lebten, was die Natur ihnen gab, scheint hier der Prozeß der Integration in die westliche Zivilisation erfolgreich von statten zu gehen.