Nachdem wir mehrmals neue Weidegebiete durchqueren und zahllose Rinder aufschrecken, phasenweise durch „Bulldust“- Strecken fahren, die uns während der Fahrt den Atem nehmen, gelegentlich alte, verrostete Autowracks neben der Fahrspur sehen, die sich die Natur wieder einverleibt hat, stelle ich plötzlich fest, dass links neben uns ein Zaun verläuft. Seit wann ist er da ? Dann muß doch mal langsam die Ausfahrt zum Savannah Way kommen. Die Piste macht plötzlich eine 90 Grad –Wende nach rechts, auf einem Schild steht lediglich „Bulltank 1“. Mindestens 20 km verläuft die Piste jetzt schnurgeradeaus, der Zaun bleibt links. Wieder eine 90 - Grad - Wende, diesmal nach links, wieder 15 km geradeaus, wieder ein Schild „Bulltank 2“, der Zaun bleibt links. So langsam mach ich mir Gedanken - irgendwas stimmt hier nicht.
Auch Jörg ist recht ruhig geworden, doch er ist Meinung, das es nicht mehr weit sein kann, bis wir die Ausfahrt finden. Also gut, bis zum nächsten Abzweig. Ein weiteres Tor erscheint vor uns, das muß der Ausgang sein, doch weit gefehlt, eine weitere Piste mündet hier von links kommend, eine dritte führt seitlich aus dem Busch. Jetzt haben wir 3 Pisten, die alle hier an diesem Tor enden bzw. in einer gemeinsa-men Piste weiter verlaufen, dann kann es wirklich nicht mehr weit sein.
Weitere ca. 8 km weiter, wir fahren mittlerweile mit eingeschaltetem Fernlicht, jetzt ist der Zaun rechts von uns - Bulltank 3 - , ist für mich die Entscheidung klar, wir sind falsch, wir müssen zurück, bevor wir uns noch mehr hier im australischen Busch verzetteln. Wir drehen und haben schon kurz drauf eine neue Gablung vor uns. Wo kommt denn der Weg auf einmal her, den haben wir doch eben gar nicht gesehen oder sind wir sogar von dort gekommen ? Die Sonne stand aber auch so tief, man konnte kaum noch was sehen. Wir halten an, rätseln ein wenig und kommen überein, dass die rechte Spur die richtige ist. 8 km weiter stoppe ich. Es hätte doch längst das letzte Tor kommen müssen. Also sind wir doch wieder falsch.
{{g_ads}}
Drehen, 8 km zurück, da ist der Abzweig, nach 50 m halte ich wieder, steige aus, untersuche die Fahrbahn, .... Sch..... keine einzige Reifen-spur zu sehen, hier sind wir auf keinen Fall hergekommen. Also, wieder drehen, wieder die Piste zurück, 8 km und noch einen halben Kilometer weiter, da ist das Tor !
Erleichtert atmen wir durch, jetzt ist wieder alles klar. So schnell kann man hier die Orientierung verlieren. Da liest man immer wieder Meldungen über Touristen, die sich im Outback verirrt haben oder durch eine Autopanne in Schwierigkeiten geraten sind und selbst ist man durch eine mal ebenso hingeschriebene Skizze eines Einheimischen, auf die man sich leichtsinnigerweise verlassen hat, unvermittelt in eine Situation geraten, die ohne weiteres hätte anders ausgehen können. Offensichtlich haben wir den Randbereich des Farmgeländes erreicht und den Grenzzaun abgefahren. Der Farmer würde sich sicher freuen aber gleichzeitig auch wundern, wenn wir ihm morgen berichten, dass der Zaun zwischen Bulltank 1 - 3 noch in Ordnung ist.
Es ist inzwischen stockfinster. Wir entscheiden uns jedoch, noch ein Stück weiter zurückzufahren, trotz der Dunkelheit. Vorsichtig, aber hochkonzen-triert fahre ich die Piste zurück, immer wieder tauchen plötzlich Rinder auf. Schließlich erreichen wir die Gabelung, wo wir uns durch die frisch gewalzte Piste haben täuschen lassen und beschließen, hier am Pistenrand stehen zu bleiben und zu übernachten. Was soll dabei schon passieren, wir haben den ganzen Nachmittag kein einziges anderes Auto gesehen und nachts ist mit noch weniger Verkehr zu rechnen.