Bevor wir Kiama endgültig verlassen, kühlen wir uns in einem natürlichen Felsenpool ab, der an der Küste gelegen immer wieder von Meerwasser überschwemmt wird. Jetzt kann es weitergehen. Auf Anhieb finden wir den nahen Nan Tien Tempel, den größten buddhistischen Tempel der südlichen Hemisphäre, wie er uns angepriesen wird. Leider dürfen wir das weitläufige Gelände wegen der fortgeschrittenen Stunde nicht mehr betreten, kurz hinter dem löwenbewachten Eingangsportal ist Schluss. Wir erhaschen nur einen flüchtigen Blick durch die hohen Gitterstäbe auf Buddhastatuen und gepflegte Rasenflächen; im Hintergrund ragt eine siebengeschossige Pagode in den frühabendlichen Himmel. Schade, ich hätte zu gern eine Gebetsmühle angestoßen, ein wenig Beistand kann schließlich nie schaden, aber da müssen wir wohl nach Nepal fahren.
Prompt verlässt uns für heute unser treues Glück. Nachdem wir es bis hierher so ziemlich ohne Verfahren geschafft haben, verfransen wir uns nun bei einbrechender Dunkelheit völlig in dem Gewirr von Highways, Freeways und dubiosen, auf der Karte rot eingezeichneten Straßen. Eigentlich hatten wir uns ziemlich wahllos das Örtchen Heathcote zum Ziel gesetzt, doch wo wir auch fahren und abbiegen, immer steht nur Campbelltown auf den Straßenschildern. Alle Wege führen nach Campbelltown. Am Ende wissen wir gar nicht mehr, wo wir sind, landen aber zum Glück in einem kleinen Ort, in dem wir fragen können, in welche Richtung die Blue Mountains liegen. Denn bevor unser Roadtrip in Sydney zu Ende geht, haben wir noch drei Tage in den blauen Bergen im Hinterland der Metropole geplant.
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Heute kommen wir nach unserer Autobahnodyssee allerdings nicht mehr weit. Gegen 22 Uhr und bei noch dazu plötzlich strömendem Regen passieren wir die Stadtgrenze von Camden. Nicht, dass wir hier unbedingt hin wollten, aber wir bleiben. Ein Motel gewährt uns Unterschlupf. Leider brummen in dem altmodisch tapezierten Zimmer Kühlschrank und Klimaanlage lautstark um die Wette. Wir ziehen es daher vor, in untemperierter, aber ruhiger Atmosphäre zu schlafen und ziehen auch den Kühlschrankstecker. Die erste Nachthälfte verbringen wir so ungestört, bis ein stetiges Wassertropfen mich unnachgiebig aus dem Schlaf trommelt. Wir haben das Eisfach des Kühlschranks abgetaut, das geht bei den 30 Grad, die hier ohne Klimaanlage herrschen, schneller als gedacht. Und die Eisfächer sind in diesem Land stets gründlich zugefrostet, da kommt schon einiges an Wasser zusammen. Handtücher beheben den Schaden und wir schlafen wieder ein.