Tag 15, Freitag 29.01.2009
Von Buschfliegen und Tropfsteinen
 
„You like lots of sugar in your breakfast, don’t you?“ Über so viel kritische Anteilnahme des Herbergsvaters an meinen Essgewohnheiten kann ich so früh am Morgen noch gar nicht lachen, Martin dafür umso mehr. Nach unserem energiereichen continental breakfast mit Cornflakes, Tee und Marmeladentoast brechen wir gut gestärkt zu den Jenolan Caves auf. Das letzte Dutzend der 70 Kilometer zieht sich ganz schön in die Länge, denn wir schleichen auf engen Serpentinen an einem ganz beachtlichen Abhang entlang und hoffen inständig, dass uns auf der engen, aber zweispurig markierten Straße niemand entgegen kommt. Der Ausblick ist aber wieder grandios, wir blicken auf hochgewachsene Eukalyptuswälder herab. Angekommen bei den Jenolan Caves suchen wir uns zunächst eine zu besichtigende Tropfsteinhöhle aus. Denn das weitläufige System umfasst gleich 20 erforschte Höhlen und wer weiß, wie viele unterirdische Hallen, Säle und Gänge noch ihrer Entdeckung harren. Wir entscheiden uns für den Temple of Baal und glücklicher Weise geht es bald unter die Erde. Denn oben werden uns die Fliegen schnell zur unerträglichen Qual. Passt man nicht auf, kriechen sie einem völlig schamlos ins Ohr, versuchen sich an der Nase und schrecken selbst vor Augen und Mund nicht zurück, um sich an Eiweiß zu laben. Wir hatten ja schon davon gelesen, aber allen Mahnungen zu Gelassenheit zum Trotz verliert man bei dieser Zudringlichkeit als Europäer schnell die Nerven. Ich rette mich kurzerhand in eine mumienhafte Gesichtsverhüllung: Das Tuch, das ich mir fest um Hals, Kopf, Ohren, Mund und Nase schlinge, lässt nur die Sonnenbrille frei und den Fliegen keine Angriffsfläche, ha!
 
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Unter Tage kann ich meine Schutzkleidung wieder ablegen. Unbehelligt von den Quälgeistern können wir unserem Guide Jeff lauschen, der uns neben den obligatorischen Erklärungen zu Stalaktiten, Stalagmiten und weiteren Tropfsteinen auch sehr anschaulich von der Entdeckung der 340 Millionen Jahre alten Jenolan Caves erzählt. In unserer Höhle können wir mit etwas Phantasie den Gott Baal entdecken, aber auch einen neun Meter langen Tropfsteinschleier bewundern, der den Flügel des Engels Gabriel darstellen soll.
 
Zurück in Katoomba bereiten wir uns in der Herbergsküche ein deftiges Abendessen. Saftige Steaks treffen wieder auf gebratene Zwiebeln, Pilze, Tomaten und Paprika; ein stubby XXXX Gold rundet die Sache ab.
 
 
Tag 16, Samstag 24.01.2009
Von drei Schwestern und einer Schlange
 
Wir beginnen unseren Tag so deftig, wie wir ihn beschlossen haben. Ganz zuckerfrei, dafür umso fettreicher bereitet Martin uns heute egg and bacon mit baked beans. Abtrainieren wollen wir uns die Kalorien auf einer weiteren Wanderung. Wir beginnen am Besucherzentrum Echo Point, von wo aus man sich den schönen Ausblick auf die Felsformation Three Sisters mit mehreren Busladungen Touristen teilt. Der landschaftlichen Schönheit tut die hektische Atmosphäre indes keinen Abbruch. Einer Aborigine-Legende nach sollen drei Schwestern von ihrem Vater in diese mächtigen Felsnadeln verwandelt worden sein, weil er sie beim Flirten erwischte. Ich halte die Legende für wahr, immerhin posieren die drei Schönen noch heute kokett für jedes Foto.