Wir entdecken Echsen, die leise durch das Laub rascheln und sich auf Steinen von der Sonne wärmen lassen. Die wenigen Blüten und Beeren in dieser grünen Umgebung überraschen durch kräftiges Blau oder Gelb. Da außer uns kaum andere Menschen hier Lärm verursachen, nehmen wir die Geräusche der Natur umso eindringlicher wahr. Das Rascheln der trockenen Eukalyptusrinden, die Weg und Waldboden wie ein Teppich bedecken, lässt uns immer wieder aufhorchen. Huscht da nicht was davon? Überhaupt gefallen uns die Eukalyptusrinden gut. Statt ihre Blätter abzuwerfen, schälen die Eukalypten sich im Herbst aus ihrer dünnen Rinde, die dann olivgrün bis rostbraun und von Astlöchern durchzogen zu Boden fällt. Ich entdecke eine Rinde, deren Astlöcher zwei Augen bilden, eine venezianische Maske. Sieht man erst einmal genauer hin, laden von überall Monokel, schlanke Brillen und elegante Masken zum Anprobieren ein.
Nach Stunden schöner, aber auch anstrengender Wanderung landen wir an einem weiteren Wasserfall. Das klare Wasser der Empress Falls ergießt sich in einer kleinen Schlucht über glischige, dunkle Felsen. Ein bisschen zucke ich schon zusammen, als ich bemerke, dass es nicht nur uns hier gefällt. Ein easternwater dragon, eine Wasseragame, fühlt sich als rechtmäßiger Besitzer dieser Wasserstelle und verfolgt argwöhnisch jede unserer Bewegungen. Nicht sehr schmeichelhaft zählt man ihn zu den leguanartigen Schuppenkriechtieren. Statt der maximal möglichen 90 cm misst unser junges Exemplar knapp 40 cm, zwei Drittel seiner Körperlänge nimmt allein der Schwanz ein. An Brust und Bauch prahlt er mit einem kräftigen Rot, ansonsten ist er schwarz-braun getigert, hat einen schwarzen Strich hinter den Augen und einen Stachelkamm, der sich vom Nacken über den Rücken zieht.
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Nachdem wir den Drachen ausgiebig bewundert haben, verlassen wir sein Revier und machen uns an den steilen Aufstieg, der uns noch einmal mit einem Panoramablick über den durchwanderten Eukalyptuscanyon belohnt. Der blaue Eukalyptusdunst ist jetzt deutlich zu erkennen. Nach sechs Stunden Wanderung bei über 30 Grad sind wir redlich erschöpft und dankbar für unseren klimatisierten Fliegenkiller, der uns die zehn Kilometer nach Katoomba bringt. In dem touristischen Hauptort der Blue Mountains beziehen wir für ganze drei Nächte die Jugendherberge. Nachdem wir die letzten eineinhalb Wochen täglich weitergezogen sind, kommen wir uns nun richtig sesshaft vor. Zum Abendessen in einem kleinen Restaurant mit australischer Küche kann Martin endlich ein Kängurusteak testen und ist begeistert von der geschmacklichen Mischung aus Rind und Wild. Ich kann meinem Gambassalat ebenfalls viel abgewinnen und auch unser guter Eindruck vom hiesigen Bier wird wieder bestätigt. So lässt es sich doch aushalten!