Tag 18, Montag 26.01.2009
Von Flaggen, Flughunden und einem Wolkenbruch
 
Australia Day!
Das haben wir natürlich super abgepasst: Am australischen Nationalfeiertag sind wir in der inoffiziellen Landeshauptstadt Sydney. Passend dazu beginnen wir unseren Tag im Australian Museum. Zwei Stunden müssen reichen für die informative Aborigine-Ausstellung und die Abteilung „Surviving Australia“. Die Tipps, die wir hier erhalten, kommen etwas spät, aber bis hierher haben wir es ja auch so unversehrt geschafft. Im Anschluss kaufen wir im Supermarkt schnell ein paar Teile ein und eilen zu den Botanic Gardens. Denn wie fast alle wollen wir an diesem Tag picknicken, aber nicht allein. Wir haben eine Verabredung mit Marc und Julia, die Martin und ich während unseres Erasmus-Jahres in Frankreich flüchtig kennengelernt haben. Seit zwei Jahren haben wir uns nicht gesehen oder gehört, aber pünktlich um 12 Uhr gibt es ein Wiedersehen im Park. Zum Glück sind Marc und Martin beide sehr groß, so dass sie sich schnell entdecken. Denn nicht nur wir haben uns hier verabredet. Mit Blick auf Harbour Bridge und Hafen picknickt halb Sydney im Park und über allem liegt eine friedliche Volksfeststimmung. Zumindest für den hier vertretenen weißen Teil der Bevölkerung ist heute ein Festtag. Denn der Australia Day feiert die Landung des First Fleet, der ersten britischen Siedler im Port Jackson. Und damit markiert der 26. Januar 1788, so der verständliche Einwand von Aborigines, den Beginn ihrer Unterdrückung. Im Park ist von der Umstrittenheit dieses Datums jedoch nichts zu merken. Weder das Schicksal der indigenen Bevölkerung trübt die Feierlaune noch der Umstand, dass auch die ersten Siedler wohl kaum besonders gejubelt haben. Denn es waren deportierte Strafgefangene und man darf annehmen, dass diese Briten auf das mühsame Erschließen und Besiedeln eines fremden, brütend heißen und auf vielerlei Weise tödlichen Kontinents nicht sonderlich scharf waren.
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Aber wie gesagt: Heute ist davon nichts zu spüren, durch den Hafen ziehen noch mehr Boote als sonst, die Straßen und Gebäude sind beflaggt und immer wieder sieht man nationalstolze Australier (und Touristen) mit T-Shirts, Hosen und Caps in den australischen Farben.
 
Als der erste Hunger gestillt ist, spazieren wir durch den Park. Marc wundert sich, dass wir unter einem Baum voller Flughunde minutenlang fasziniert stehen bleiben. Immerhin hängen die flying foxes nur schlafend im Baum, für den gebürtigen Sydneysider ist dieser Anblick das Normalste der Welt. In ihre ledrigen Flügel gewickelt befinden sich die großen Tiere zu Dutzenden nur ein paar Meter über unseren Köpfen, ihr rotbraunes Fell und ihre kleinen Hundeschnauzen sind gut zu erkennen.