Am späten Nachmittag richten wir unser Nachtquartier auf dem Zeltplatz ein und brechen zu einem Abendspaziergang auf. In der Nähe des Sees sollen zwei geothermisch aufgeheizte Quellen liegen, in einer soll man gar baden können. Erst folgen wir einem ausgetretenem, sandigen Trampelpfad, der sich bald verliert. Über eine halbe Stunde laufen wir in der Gegend herum, bis wir durch Zufall den Eingang zu einer der beiden Grotten finden. Vorsichtig klettern wir über dicke runde Steine hinunter und bestaunen dort im Zwielicht eine spiegelglatte, dampfende Wasseroberfläche. Nein, hier bade ich lieber nicht; ich bin ja kein Ei, dass gekocht werden müsste.
Mein Vater hat einen ausgezeichneten Orientierungssinn und führt uns geradewegs zum Zeltplatz zurück. Unterwegs finden wir auch noch die andere Wasserstelle. Es ist ein kleines Becken, kleiner als eine Badewanne, und liegt tief in der Erde. Ein Seil hängt an der Wand und ersetzt die Treppe. Aber auch hier möchte ich nicht baden, das ist mir zu unheimlich. Der platz reicht ja gerade zum Wassertreten. Das wäre für mich auch kein Vergnügen und meinen Kletterkünsten traue ich auch nicht.
 
Es ist spät geworden, als wir endlich beim Zelt sind. Hier in Island sind wir der Mitternachtssonne ein ganzes Stück näher und so richtig dunkel wird es nicht. Schweigend sitzen wir vor dem Zelt, genießen den Blick auf den Mývatn und hängen unseren Gedanken nach.
 
 
Für heute haben wir eine lange Strecke mit vielen Sehenswürdigkeiten geplant. Hinter dem nächsten Bergrücken befinden wir uns mitten in einer vom Vulkanismus geprägten Urlandschaft. Der Boden ist schwefelgelb, in den nahen Hügeln dampft es. Hier steht eine Kieselgurfabrik und ein Dampfkraftwerk, dass Wasserdampf aus dem Erdinnern zur Stromerzeugung benutzt.
 

Wir lassen die Räder stehen und gehen zu Fuß einen kleinen, erloschenen Vulkan herauf. Auch hier kommt heißer Dampf aus der noch warmen Erde und unsere Schuhe hinterlassen tiefe Spuren im Sand. Ich finde es irgendwie unheimlich und faszinierend zugleich. Was für eine Kraft doch die Erde hat!