Der Weg führt uns weiter nach Osten, auf den festen Lehmstraßen kommen wir gut voran. Ein paar Schafe nehmen vor unseren surrenden Rädern Reißaus. Da der Mývatn, der Mückensee, unter Naturschutz steht und dort nicht wild gezeltet werden darf, schlagen wir unser Nachtquartier kurz vor dieser imaginären Grenze auf. Kein Schild weist auf den Beginn des Schutzgebietes hin, die Grenzen sind nur der Karte zu entnehmen. Das ist eine der isländischen Phänomene, die mich beeindruckt haben. Keine eingezäumten Sehenswürdigkeiten, keine Geldmacherei und das Vertrauen in uns Touristen, dass wir das Land schützen und uns an die Vorschriften halten.
 
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            So mancher Nichtzelter wird sich vielleicht fragen, wie so ein Zeltleben fernab von Zeltplätzen aussieht? – Das Wasser zum Trinken und essen stammt aus den Flüssen, Seen und Bächen, an denen wir vorbeikommen. Wo sich eine Gelegenheit bietet, werden die Trinkvorräte aufgefüllt. Das Wasser ist kristallklar und eiskalt, nur das Wasser der Gletscherflüsse ist etwas sandig. Aber das macht uns weiter nichts, denn schon bald ist auch unsere Margarine sandig und der Käse durch die Satteltaschen weich und gequetscht. Wird das Wasser knapp, fällt das Waschen aus, denn dann brauchen wir es für unser Essen.
            Ich bin auch nicht besonders outdoortauglich. Anders als der Islandautor Christian Hannig, der anscheinend des öfteren in den Flüssen gebadet hat, habe ich mir erlaubdt, solche Luxusgüter wie Waschlappen mitzunehmen und wasche mich damit „scheibchenweise“. Es ist mir sonst einfach zu kalt! An einem extrem sonnigen Tag hat mein Vater +15°C Lufttemperatur gemessen, und das mitten im Sommer. Also, erst oben herum gewaschen und schnell angezogen, dann die untere Hälfte.
            Auch die WC-Gänge sind eine Sache für sich. Unterwegs sucht man sich einfach ein nettes Plätzchen neben der Straße – und wie das in solchen Momenten immer ist: kaum hockt man friedlich irgendwo, kommt jemand vorbei. An unseren Übernachtungsplätzen haben wir dann immer eine WC-Ecke bestimmt. Da auch Exkremente klimabedingt nur sehr langsam verrotten kommen wir der Natur etwas zur Hilfe. Wo es von der Erdbeschaffenheit möglich ist, graben wir Kuhlen in den Boden, Toilettenpapier (von zu Hause mitgebracht) wird nach dem Gebrauch verbrannt. Und so haben wir es an all unseren Rastplätzen außerhalb der offiziellen Zeltplätze gehalten.