Den heutigen Tag beginnen wir mit Reifenflicken. Und das am Geburtstag meines Vaters! Er ist beim Aufbruch durch eine Glasscherbe gefahren, und nur mit Hilfe einer Nagelfeile können wir die Splitter aus dem Schlauch herausoperieren. Doch das dauert so seine Zeit. Der Bummel durch die Stadt fällt dann auch kürzer aus als geplant, denn wir haben noch ein ganzes Stück weg vor uns. Wir füllen die Essensvorräte auf und kaufen dabei einen süßen, klebrigen Geburtstagskuchen. Die Läden in der Fußgängerzone sind auf Tourismus ausgerichtet, denn im Hafen legen neben den Fischerbooten große Luxusliner an. Nur die 1940 erbaute Stadtkirche oben auf dem Berg besichtigen wir, dann hat uns die Straße wieder.
{{g_ads}}
Erst einmal umrunden wir den Fjord Eyjarfjörthur, dann komme ich ziemlich ins Schnaufen. Es geht bergauf, bergauf, bergauf, dreizehn Kilometer lang. Meine Gedanken gehen auf Reisen, während sich die Beine selbständig auf den Pedalen im kleinsten Gang abstrampeln. Mein Vater hat mehr Kraft und ist mir weit voraus. Aber er wartet oben auf der Bergkuppe auf mich, und gemeinsam genießen wir eine lange Abfahrt.
Nach 49 Kilometern erreichen wir den drittgrößten Fluss Islands: den 178 Kilometer langen Skjálfandafljót. Seit achttausend Jahren gräbt er sich sein Bett in das Basaltgestein und hat so den Goðafoss, den „Fall der Götter“, geschaffen. Der Name stammt aus der Zeit der Christianisierung, als hier Götterstatuen ins Wasser geworfen wurden. Zehn Meter fällt das Wasser hinunter. An den Steinwänden kann ich die einzelnen Formationen vergangener Vulkanausbrüche und Erdverschiebungen erkennen. Es ist schön hier. An einen Fels gekuschelt genieße ich windgeschützt den Blick
Ein paar Touristen sind auch unterwegs, aber wir kommen uns gegenseitig nicht ins Gehege. Überhaupt ist unsere Kontaktaufnahme zu Einheimischen oder anderen Touristen auf ein Minimum begrenzt. Es gibt einfach keine Gelegenheit dazu. Das Bezahlen von Lebensmitteln, Zeltplätzen oder Busfahrkarten eignet sich für Bekanntschaften nicht.