Also soll sich jeder in der Gruppe mal ne Weile auf dem Stein ausruhen um Energie zu tanken – da ich für so einen Schwachsinn ja überhaupt nix übrig habe und es um meine Energien eigentlich auch ganz gut steht, schaue ich mich ein bisschen um und sehe den, meiner Meinung nach wahren Grund für den Energie aus Stein-Schwachsinn – am Sonnentor, der nächsten Station, steht noch ein anderer Trupp, und wir können noch nicht ran. (Jörg hat übrigens auch keine neuen Energien in sich aufgenommen). Nach 10 min. ist der andere Trupp weiter und wir können jetzt auch aufhören uns esoterisches Geschwafel anzuhören und kommen nun zum nordwestlichen Eck hier steht das berühmteste und bekannteste Glanzstück der Tiwanaku-Steinmetzkunst – das nicht vollendete Sonnentor. Dieses ca. 10 Tonnen schwere Tor ist aus einem einzigen 2,8 m hohen und 3,8 m breiten Stein herausgehauen worden, es ist mit einem Flachrelief verziert, über dessen Bedeutung sich die Archäologen streiten (die Vorschläge gehen vom Sonnengott, über den Schöpfergott Wiracocha bis hin zu einem Mondkalender). Auf der anderen Seite der Anlage befindet sich das kleinere Mondtor – hier hat noch keiner angefangen Vermutungen anzustellen.

Nach soviel Kultur gehen wir erstmal Mittagessen, es gibt wieder Lama, mhh. Während des Wartens auf die edle Speise lernt man auch die anderen Gruppenmitglieder ein bisschen kennen – es ist mal wieder sehr international und von Franzosen über Spanier, Österreich, Brasilien und Chile ist alles vertreten. Beim Essen lesen wir dann, das man mit unserer Eintrittskarte auch noch Zugang zu den Ruinen von Pumapunku haben, also fragen wir die Reiseleiterin, diese ist zwar erst überhaupt nicht dafür zu begeistern, lässt sich schließlich aber doch überzeugen mal vorbeizuschauen. Jetzt, da das Lama den ewigen Frieden in unseren Mägen gefunden hat, besuchen wir erstmal das zu Anlage gehörige Museum und auch wenn die Außenanlagen Anfangs etwas enttäuschend waren, so ist der Besuch des Museums auf jeden Fall die Reise wert gewesen – und das sage ich als jemand der kaum einem Museum etwas abgewinnen kann.

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Hier sind viele Gegenstände aus dem normalen Alltag gezeigt – immer mit einem Bild im Hintergrund, sodass auch die nicht Spanischsprechenden Besucher gleich wissen wofür das Zeug gut war. Auch einige der berühmten Langschädel sind hier zu besichtigen, sowie Schädel an denen man erkennen kann, dass bereits Operationen am Gehirn vorgenommen wurden. Natürlich gibt’s auch jede Menge Vasen und behauene Steine und kleinere Monolithe zu sehen. Das größte Ausstellungsstück ist der 20 t schwere Riesenmonolith Bennet, der im Jahr 2002 von La Paz wieder hier raus geschafft wurde. Da er in der Stadt stand hat er durch sauren Regen und Abgase so gelitten, das der Verfall schneller vorangeht (ist mal wieder typisch, da steht ein Ding viele 100 Jahre irgendwo rum und nix passiert damit und irgendein Idiot kommt auf die Idee es mitten in die Großstadt zu stellen und nach ein paar Jahren ist es dann hin) deswegen steht er in einer Halle im dunkeln und natürlich wird es auch hier mit dem Fotografierverbot nicht allzu ernst genommen. Im Anschluss besuchen wir dann noch die Ruinen von Pumapunku, die nur 1 km entfernt sind. Was uns echt erstaunt ist, dass man uns nicht gleich hierher geführt hat, denn auf den ersten Blick ist gleich wesentlich mehr zu erkennen als in Tiwanaku, nur haben hier die Archäologen anscheinend recht schnell die Lust (oder das Geld?) verloren um die Ausgrabungen zu Ende zu bringen. Nachdem wir uns ausgiebig umgeschaut haben, machen wir uns auf den Rückweg nach La Paz. Unterwegs halten wir am Hügel der der Stadt gegenüberliegt und genießen den herrlichen Ausblick auf die Stadt.