So früh am morgen wachen die Menschen langsam auf. Von unserem erhöhten Sitz können wir in die Innenhöfe der Häuser schauen, die am Wege liegen. Wenige geteerte Strassen gibt es hier, die durch den Regen aufgeweicht und schlammig sind. Überall laufen Hunde herum, die es wirklich in grosser Zahl gibt.

Inzwischen scheint die Sonne wieder, und nachdem wir das Städtchen Poroy hinter uns haben, wird es sehr ländlich, grün und fruchtbar. Viehherden, Esel, Schweine, grosse Mais- und Kartoffelfelder. Teilweise fahren wir durch ein breites flaches Tal, dann wieder türmen sich hohe Berge rechts und links von uns auf. Vom Bordpersonal bekommen wir ein Getränk, Sandwiches und Schokokuchen serviert wie im Flugzeug. Wir fühlen uns prächtig und geniessen diese Fahrt in vollen Zügen.

Dann fahren wir durch eine enge Schlucht. Überall blühen die Aloen und schöne gelb-rote Glöckchen, die ich noch nie gesehen habe. Lange Flechten hängen von den Ästen oder Sträuchern. Nach zwei Stunden sind wir im Urubambatal. Dieser Fluss Urubamba hat wegen der Regenzeit Hochwasser und begleitet uns während der ganzen weiteren Fahrt mit seinen wilden Wassern und schäumenden Stromschnellen.

 

Wohl gestärkt hatten wir nun Freizeit bis zum Abend und steuerten die vielen kleinen Gässchen des angrenzenden Künstlerviertels San Blas an, die sich steil bergan und bergab zogen. Die Gruppe haben wir gleich zu Anfang verloren bzw. Gitte und ich wollten in Ruhe auf eigene Faust schauen und entdecken und haben die Gruppe ziehen lassen.

In einem malerischen Innenhof entdeckten wir ein Geschäft, das u.a. völlig ausgefallene und sehr ungewöhnliche Wandteppiche ausgestellt hatte. Der in Peru und auch darüber hinaus bekannte Künstler Eddie Sulca hat eine neue Webtechnik entwickelt, die auf perfekte Weise eine Dreidimensionalität suggeriert, die einen magisch anzieht. Besonders ein Teppich zog mich in seinen Bann. Ich hatte das Gefühl, in einen langen Flur gezogen zu werden, in dessen Zentrum sich ein Inka-Gesicht befand. Ich kam von dem Teppich gar nicht mehr los und musste ständig hinschauen und mich förmlich entziehen, denn wie mit Magie zog es mich in diesen Teppich hinein. Man kann das gar nicht erklären, man muss es sehen. Jedenfalls war ich hin und weg von diesem Teppich, überlegte hin und her, aber angesichts der teuren Reise und der anstehenden Zahnbrücke war dieses edle Teil einfach nicht mehr drin. Ich tröstete mich damit, dass ich ja auch gar keinen optimalen Platz dafür hatte, damit dieses Kunstwerk seine volle Wirkung entfalten kann. Aber dann fiel mir doch ein Platz dafür ein. Nun gut, ich habe den Teppich nicht gekauft, aber immerhin durfte ich ihn fotografieren und davon träumen. Er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.