Gitte muss am längsten auf ihre Meersau warten und alle witzeln und lästern. Wir sind gespannt, was sie wohl serviert bekommt. Schliesslich bekommt sie das ominöse Gericht. Das Meerschweinchen ist ganz dunkelbraun und in vier Teile geschnitten und besteht fast nur aus Haut, die offenbar nicht sehr überzeugend schmeckt. Es ist fast kein Fleisch dran, und obwohl Gitte nie grosse Portionen isst, wird sie nicht satt. Es wird sicher das einzige Meerschweinchengericht ihres Lebens bleiben. Aber immerhin hat sie es mal probiert.

Obwohl wir gesagt hatten, dass wir separate Rechnungen wünschen, bekamen wir nur eine Rechnung, auf der alles zusammen stand. Also ging eine wilde Auseinanderrechnerei los, die noch erschwert wurde, weil nicht alle in Soles, der Landeswährung bezahlten, sondern auch in US-Dollar. Der Kellner schaute ziemlich irritiert, aber nach langem Hin und Her hatten wir alles auseinander gefieselt und legten die entsprechenden Scheine auf den Tisch, was den Kellner ganz schön ins Schwitzen brachte, denn er musste alles nachrechnen. Hat aber gestimmt.

Am nächsten Morgen sind meine Lippen geplatzt und meine Gesichtshaut pellt sich ab. Mein Husten löst sich langsam, ansonsten geht es mir wieder prächtig. Bei allen blätterte die Haut ab, immer noch eine Erinnerung an unseren ersten Sonnentag im schönen Colca-Tal.

 

Mittlerweile wird es sehr schwül und beginnt zu donnern, als wir weiter fahren durch dieses schöne Tal. Überall wächst Eukalyptus, das zum Hausbau und für alles Mögliche verwendet wird. Es wächst sehr schnell, braucht aber viel Wasser, und davon gibt es hier genug. Nach dem Essen hängen wir faul und schläfrig in unseren Sitzen. Draussen regnet es leicht, als wir im kleinen Dorf Andahuaylillas Halt machen. Natürlich müssen wir die Dorfkirche besichtigen, wie könnte es anders sein. Aber diese Kirche ist erstaunlich, denn sie gilt als die schönste des peruanischen Hochlandes und ist in der Tat erstaunlich prächtig mit einem riesigen vergoldeten Altar, der gerade restauriert wird. Solch eine Kirche würde man in diesem kleinen Dorf niemals vermuten.

Vor der Kirche stehen Riesenbäume, die voller langer Flechten hängen, was ich sehr ungewöhnlich finde. An der Ecke des Dorfplatzes befindet sich ein Waldorfladen mit wunderschönen Puppen. Da es inzwischen ziemlich regnet, sitzen wir bald wieder im Bus. Alle – bis auf Gitte. Ich werde losgeschickt, sie zu suchen und gehe schnurstracks in den Puppenladen. Dort packt sie gerade zwei handgearbeitete Puppen ein, jede etwa 35 cm gross und mit schönen Kleidern. Der ganze Bus lacht, weil Gitte wieder „zugeschlagen" hat. Nun braucht sie wirklich noch einen Koffer oder eine Tasche, denn in ihrem Mini-Trolley kann sie das alles unmöglich unterbringen. Dachten wir!