Zu Füßen der Anlage befindet sich ein kleines Museum, das ganz im Stil der dekorativen Elemente von Quilmes errichtet ist. In ihm sind die Stücke der Ausgrabung und die in der näheren Umgebung gemachten Funde ausgestellt, hauptsächlich Keramiken. Es gibt zweierlei Arten von Keramik, bemalte und geritzte, und viele Exponate sind innen poliert und von einer Ebenmäßigkeit, als wären sie mit der Töpferscheibe geformt. Aber die Indios kannten das Rad nicht und auch nicht die Scheibe und alles, was sich dreht. Als auffälliges Muster, mit dem auch die Vasen verziert sind, tritt immer wieder die Spirale in Erscheinung, die entweder als Schlangensymbol oder als Wellenmuster gedeutet wird, aber dies ist rein spekulativ, denn ihre wahre Bedeutung kennen wir nicht und werden sie vielleicht niemals ergründen. Vieles hat auch ein geometrisches Muster, und man unterscheidet rotgebrannte und schwarzgebrannte Keramik. Der Erhaltungszustand ist meist ausgesprochen gut, zumal es sich mehrheitlich um Grabbeigaben handelt. In den größeren Gräbern beerdigte man die Toten aufrecht sitzend. Zur Bearbeitung des harten Materials war überwiegend Werkzeug aus Obsidian in Gebrauch.

Die Schöne

    Kurz vor Cafayate erreichen wir die Provinz Salta. Sie grenzt an fünf argentinische Provinzen und an drei Länder. Sie erstreckt sich auch ins Tiefland hinab, wo noch wie einst Tiefland-Indianer leben: die Matakos, Chorotes, Chiriguanos. Die Indios wagen es aber nicht, sich bei Volkszählungen als Indios auszugeben, weil sie Repressalien fürchten, und lassen sich daher in den Registern als Mischlinge führen. Die Gegend rund um Cafayate ist Weinbaugebiet, wo auf den vulkanischen Böden des Calchaquí-Tales vor allem der Torrontés, ein ausgezeichneter Weißwein, gedeiht. Jedoch werden hier auch Rotweine gekeltert. Der Name Cafayate stammt aus der Sprache der Calchaquí-Indianer und heißt "Ort, an dem es alles gibt." Die Stadt wurde 1840 gegründet. Die Kirche ist fünfschiffig und wurde im neo-gotischen Stil errichtet. Der Ort macht insgesamt einen gepflegteren Eindruck, verglichen mit dem, was wir bisher gesehen haben. Auf der Plaza kann man die verschiedenen Weine kaufen, auch die Weinprobe ist gestattet. 
    Man spürt nun den deutlichen Temperaturunterschied zum Tiefland. Es kann zwar am Tage relativ heiß werden, aber nachts kühlt es empfindlich ab. In der Nacht zeigt sich der südliche Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht. Über uns leuchtet in funkelndem Rot der Überriese Antares im Sternbild des Skorpions, und der Orion steht auf dem Kopf. Vor Sonnenaufgang ist die Venus gut zu sehen, und es ist völlig wolkenlos am Morgen. Links von uns befindet sich der schneebedeckte Vulkan Cachi, der um die 6720 m hoch ist. Bei Los Modenos, den Sanddünen, wo wir in der morgendlichen Kühle bei glasklarer Luft eine prächtige Fernsicht auf den Vulkan haben, machen wir halt. Später überqueren wir den Río Calchaquí. Ein anderer Fluß, der sogenannte Muschelfluß oder Río Conchos, dessen Tal sich zu einer grandiosen Schlucht verengt, mit von der Winderosion phantastisch geschliffenen Gebilden im weichen Tuff- und Porphyrgestein, ist nun einige Zeit unser Begleiter. Bizarr geformte, rot gezackte Felstürme tun sich vor uns auf, die unter dem tiefblauen Himmel zu einer kontrastreichen Komposition eines plakativen Farbenspiels geraten. Los Castillos, die Festungen, sind wildzerklüftete Naturburgen, die zu dieser frühen Stunde noch tief im Schatten liegen. Es ist eine Landschaft wie auf dem Mars, wo ständig starke Stürme toben, die dem Fels den typischen Windschliff verleihen, eine Welt, wasserlos, entrückt, scharfkantig und unnahbar. Viele Felsen sind durchlöchert, würden eine ideale Kulisse zu einem Monumentalfilm abgeben, wo Sklaven zum Bau von etwas ganz Großem gepeitscht werden. Ehrfurchtsvoll, in Kapuzen gehüllten betenden Mönchen gleich, schreiten wir schweigend hinab zum Cerro El Zorrito, und wir gelangen dorthin von El Obelisco, dem Obelisken, einer freistehenden Felsnase, einzigartig unter den übrigen Gebilden. Wahrlich, man müßte viel mehr Zeit erübrigen können für einen ausgedehnten Streifzug zu einer Erkundung all dessen, was es da zu sehen gibt, alle Felsen ersteigen und immer neue Ausblicke erhaschen, denn jene Felsgebilde zeigen von jeder Seite ein anderes Gesicht. Es muß hier, wenn man die richtige Tageszeit wählt, Orte geben mit ungeahnten Fotomotiven. Es ist eine wahrhaft wundersame Welt, diese Muschelschlucht, und nur das Paradies mag schöner sein, Helios über uns und Hades unter uns, eine Welt, die sich aus nur drei Farben zusammensetzt: dem roten Untergrund aus Gneis, dem dort, wo er gedeiht, wo Wasser fließt, in den Flußbetten, sattgrünen Bewuchs und dem tiefblau sich wölbenden, zumeist wolkenlosen Himmel. Kann es je einen stärkeren Kontrast geben? Nur das Gekreische der Papageien – man nennt sie hierzulande Smaragd-Sittiche – unterbricht die Lautlosigkeit. Welch ein Gegensatz zu den trüben, nassen Niederungen des Tieflands! An der Stelle Tres Cruces schweift der Blick weit hinab in das Tal des Río Concho, wo um diese Jahreszeit die Aloen schon verblüht sind. Sind es doch stets die Gegensätze, die der Mensch sucht! Wer am Meer lebt, bevorzugt das Gebirge, und wer im Gebirge wohnt, sehnt sich nach dem Meer. Mir fällt zu dieser Landschaft nichts anderes ein als die Grabinschrift Ewitas, die im Lied von Madonna ihren wohl schönsten Ausdruck gefunden hat: "Don‘t cry for me, Argentina." 
    Am unteren Ende der Quebrada de las Conchas liegt der kleine Ort Alemania, wo allerdings nie, wie manche meinen, Wein angebaut worden ist, wohl aber einige Hippies wohnen, die vom Kunsthandwerk leben. Dieses Alemania liegt in einem Trockenflußtal. An der Straße blühen Blumen mit gelben, glockenförmigen Blüten: es ist die sogenannte Cantuta; sie ist die Nationalblume Perus, allerdings in ihrer rotblühenden Form. Die Vegetation wird dichter, je weiter wir die Schlucht herabkommen. Am Straßenrand spielt ein Indio auf einer Charango, einem Saiteninstrument, dessen Klangkörper aus dem Panzer des Gürteltiers, einer geschützten Art, hergestellt wird. – Der Stausee von Cabra Corral, an dem wir bald vorbeikommen, dient vornehmlich der künstlichen Bewässerung. Auf den La-Cornisa-Bergen, die um die 3000 m hoch sind, liegt noch Schnee, was darauf hindeutet, daß es in diesem Sommer stark geregnet hat. Die Provinz Salta trägt auch den Beinamen La Linda, die Schöne; ihre Fahne ist rot-schwarz. Bis wir die gleichnamige Stadt erreichen, verläuft die Fahrt durch uninteressantes Kulturland. Wir befinden uns hier in einer Region, in der Tabak angebaut wird, den man erst nach Kolumbus in Europa eingeführt hat. Er wird von unten nach oben geerntet, und die unteren Blätter der Tabakpflanze sind zugleich die wertvolleren.