Das Land empfing uns üppig grün mit Teichen und Äckern. Auf guter Teerstraße rollten wir Richtung See. Derweil erhielten wir von Conny eine Menge Informationen über Land und Leute in Malawi. So beträgt zum Beispiel die derzeitige Lebenserwartung dort bei den Männern 44 Jahre, bei den Frauen 45. Das Bevölkerungswachstum pro Jahr liegt zwischen 2,9 und 3,1 %. 50 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Der Norden des Landes ist dünn besiedelt, dafür konzentrieren sich die Menschen im Süden, wo auch sehr viele Flüchtlinge aus dem angrenzenden Mozambique leben. Viele Malawier arbeiten in den Minen Südafrikas. Das Land ist seit 1964 unabhängig, und der recht eigenwillige Präsident des Landes, der in den USA Medizin studiert hat, hat ganz auf die Landwirtschaft gesetzt, was sich als richtig erwiesen hat, denn heute ist Malawi in der Lage, sich selbst zu versorgen. Dennoch ist es, was das Pro-Kopf-Einkommen angeht, eines der ärmsten Länder der Welt. Aber Slums gibt es hier nicht und fast keine Autos. Auf 1000 Einwohner kommen 2 PKW. Das können wir uns hier überhaupt nicht mehr vorstellen, und so genossen wir die Ruhe und die freien Straßen sehr.Schließlich kamen wir am schönen Malawi-See an, der sechsmal so groß ist wie unser Bodensee. 570 Kilometer zieht er sich in die Länge und ist bis 80 Kilometer breit. Er ist garantiert bilharzia- und krokodilfrei, und das ist natürlich auch für uns ideal.
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Wir hielten in Chiweta bei einer kleinen Lodge an, die direkt am See lag. Zwei Schwarze schleppten unentwegt Eimer für Eimer Wasser aus dem See und gossen es in große Tonnen. Von dort aus wurde es Eimer für Eimer in die Höhe gezogen und durch ein Filtertuch gegossen. Mit diesem Wasser konnten wir uns dann duschen. Wir waren aber sehr sparsam damit, denn es war schon eine mühsame Sache, Tropfen für Tropfen aus dem See hierher zu schleppen, und wir hatten ein schlechtes Gewissen den Trägern gegenüber.
Wir gingen eine Weile am See entlang spazieren, der einen schönen Sandstrand hat. Eine ganze Reihe kleinerer Jungen begleitete uns und versuchte, Kugelschreiber und Bonbons zu ergattern. Die Leute sind hier so arm, daß sie oft nur Fetzen am Leib tragen. Wenn nicht allzuviele Leute um uns herum waren, konnten wir schon mal etwas geben, aber damit mußten wir etwas aufpassen, denn der Gerechtigkeit halber sollte man jedem Anwesenden etwas geben können. Von einigen Jungen machten wir die gewünschten Fotos und versprachen, diese zu schicken, was wir natürlich auch machten. Wir werden nie erfahren, ob sie tatsächlich angekommen sind.
Zum Abendessen gab es wieder keine Rotelsuppe, sondern ein leckeres Essen in der Lodge. Danach staunten wir über die Unmengen Fledermäuse, die quietschend um unser Rotel flogen und die halbe Nacht über gehörig lärmten und zeterten.