Wir hatten hier unsere zwölfte Nacht verbracht, aber vom Gefühl her war uns so, als wären wir schon eine Ewigkeit unterwegs. Soviele Eindrücke mussten wir bereits verdauen. Nach dem Frühstück fuhren wir zuerst ein Stück landeinwärts die Makuto Mountains hinauf und auf der anderen Seite wieder runter. Wunderschöne Aussichten hatten wir von dort oben. Es regnete wieder leicht, und alles war grün und fruchtbar. Maniok- und Maisfelder wechselten sich mit Tabakplantagen ab.
Im Städtchen Mzuzu deckten wir uns mit Proviant und Postkarten ein und staunten nicht wenig über das unerwartete Warenangebot und die Sauberkeit überall. Hier merkte man schon, daß Malawi ein ganzes Stück besser dran ist als Tansania, das immer noch mit dem Sozialismus zu kämpfen hat. Aber auch hier hatte jede Frau ein Baby auf dem Rücken oder eines im Bauch und manchmal noch eines an der Hand. Der Bevölkerungszuwachs ist hier ebenfalls ein großes Problem wie in den übrigen afrikanischen Staaten auch.
Unterwegs stiegen wir bei einem Dörfchen mal aus und liefen ein Stück des Weges zu Fuß. Dabei wurden wir von einem ganzen Trupp Kinder begleitet, die sich über diese Abwechslung freuten. In einem nahegelegenen Kautschukwald hielten wir Mittagsrast, und die Kinder freuten sich über die leeren Getränkedosen, aus denen sie ganz tolle Tanklaster bastelten. Diese Kinder, die nichts haben, sind unwahrscheinlich kreativ geblieben im Gegensatz zu den Kindern bei uns die mit Perfektionsspielzeug im Übermaß um jede Phantasie gebracht werden.
Bei großer Schwüle fuhren wir dann Stunde um Stunde über Naturpiste weiter, hatten mal Blick auf den Malawi-See, dann wieder ging es durch Busch und Wald. Unterwegs zog Hartmut mit unserem Riesengefährt einen steckengebliebenen und überladenen LKW ein Stück des Weges, bis er wieder flott war. Die Mannschaft und die Herumstehenden applaudierten und winkten uns freundlich zu.
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Ganz allgemein ist uns große Freundlichkeit auf dieser Reise begegnet, überall war großes Hallo und viele, viele Hände haben uns auf dieser langen Reise quer durch den afrikanischen Kontinent zugewunken. Wer winkt bei uns Ausländern zu?? Wir nahmen auch viele Denkanstösse mit nach Hause zurück.
An sich wollten wir heute noch bis Nkotakota fahren, aber da es so mühsam und der zu erwartende Übernachtungsplatz nicht gerade überwältigend war, entschlossen sich Hartmut und Conny, irgendwo unterwegs am See das Lager aufzubauen. Hier waren Touristen wohl noch völlig unbekannt und die Neugier der Menschen ganz unverfälscht. Als die Fischer am Strand und die Kinder uns entdeckten, kamen sie in hellen Scharen angewetzt. Bei 120 Menschen habe ich dann aufgehört zu zählen, wir waren ständig umringt von Menschentrauben und wußten kaum, mit wem wir zuerst reden sollten. Die meisten konnten etwas Englisch, so daß wir uns mit Händen und Füßen doch ganz gut verständlich machen konnten. Die Menge rückte uns immer näher auf den Pelz, und Conny stellte schließlich drei erwachsene Männer als Nachtwachen gegen Bezahlung ein. Diese drei holten sich lange Stöcke und vertrieben damit diejenigen, die die berühmte Bannmeile zu uns überschritten. Sie wären natürlich liebend gerne in den Bus gestiegen und besonders in den Schlafteil, aber das konnten und wollten wir einer derartig großen Menge von Leuten nicht zugestehen. So waren wir ganz froh über die Wächter, die ihre Sache gut machten. Ein anständiges Lagerfeuer hatte inzwischen auch schöne Glut entwickelt, und darauf wurden dann Würstchen gebraten. Dazu hatte Hartmut einen leckeren Nudelsalat gezaubert, den wir mit Appetit verspeisten. Die drei Wächter bekamen auch ihren Teil, aber die anderen mußten mit großen Augen leer ausgehen.