Nach einigen Stunden holte uns das kleine Boot wieder ab. Der schwarze Skipper hatte in der Zwischenzeit Fische gefangen, mit denen er nun die Schreiseeadler anlockte, die auf dieser Insel zu Hause waren. Wir schilpperten also ein Stück weiter um die Insel herum, dann stieß der Skipper einen lauten Pfiff aus und warf einen Fisch ins Wasser. Und sofort flog ein Adler heran und holte im Sturzflug direkt vor unseren Augen den Fisch aus dem Wasser. Wir konnten kaum so schnell alles mitkriegen, aber das Schauspiel wiederholte sich noch etliche Male, so daß wir genug Gelegenheit zum Schauen und Fotografieren hatten. Es sah schon majestätisch aus, wenn diese großen, eleganten Vögel mit ihrem weißen Kopf und dem schwarzen Gefieder auf einen zugestürzt kamen und dann mit raschem Zugriff den Fisch aus dem Wasser holten. Ihre unverwechselbaren Schreie hörten wir immer wieder, und ich glaube, ich werde sie nicht mehr vergessen.
Wir schipperten rund um die Insel und kamen bald wieder zum Strand zurück. Mit dem Minibus traten wir müde, sonnenverbrannt, aber glücklich den Heimweg an. Wir waren noch nicht weit gefahren, als wir bei einem Schnitzer-Stand hielten. Hier gab es schöne Schnitzereien zu kaufen, die gut gearbeitet waren, und wir brauchten noch einige Andenken. Nur hier gab es aus Bast oder Schilf geflochtene Autos, Dreiachser, Flugzeuge usw. Die Sachen waren aufwändig und erstaunlich kunstfertig von Hand gemacht. Sowas mußte auch mit. An einem weiteren Schnitzerstand kaufte die Frau, die vor uns im Bus saß, nach langem Handeln einen wunderschönen Elefanten für wenig Geld. Wir gratulierten zu dem Prachtstück, das wir auch schon im Auge gehabt hatten, aber da wir nicht mehr genügend Kwachas (sprich: Quatschas, das ist die malawische Währung) bei uns hatten, gab es auch keinen Elefanten. Dachten wir! Die Frau jedoch lief gleich wieder zum Schnitzerstand und handelte für uns einen weiteren Elefanten ein. Wir schienen ihr offensichtlich kreditwürdig. Ihr Mann erzählte uns dann, daß sie eine Bank in Johannesburg hat. Das erklärte auch ihren unwahrscheinlich schönen und reichhaltigen Schmuck. Etliche Karat in Gold und Brillanten funkelten an ihren Händen. Und nett schienen die beiden auch noch zu sein.
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An diesem Abend gab es wieder ein leckeres Mahl unter freiem Himmel. Zum Nachtisch holten wir uns Sternengefunkel und Malawi-Seegeplätscher. Der Anblick einer herrlichen Kaktusblüte verschönte den Abend auch noch, und wir gingen dann trotz der Hitze bald zu Bett, um diesen wunderschönen Tag zu verdauen, der eigentlich der erste richtige Urlaubstag für uns war.
Am nächsten Morgen zog ich wieder brav einen Rock an, wie der eigenwillige Präsident Malawis es nun mal allen Frauen vorschreibt, die in seinem Land herumlaufen. Hosen hat er für Frauen generell verboten, vielleicht hält er nichts von Emanzipation. Es hat ja nun jeder seine Macke. Aber in der Tat waren die Röcke nicht so unpraktisch wie erwartet. Meine Mutter hatte mir da kurzfristig noch aus der Klemme geholfen und zwei Wickelröcke geschneidert, denn derartiges gehört normalerweise nicht in meinen Kleiderschrank.
Wir fuhren bald wieder mit unserem roten Ungetüm los in Richtung Lilongwe, der neuen Hauptstadt Malawis. Bis 1975 war die Stadt Zombe im Süden Malawis Hauptstadt gewesen, aber um die Bevölkerungsdichte und die wirtschaftliche Konzentration vom Süden des Landes etwas zu verlagern, entschied man sich für Lilongwe als neue Hauptstadt, weil sie ungefähr in der Landesmitte liegt. Die Stadt hat etwa 180.000 Einwohner. Aber bis dahin war es noch ein gehöriges Stck zu fahren, teilweise durch ziemlich eintönige Landschaft, und die meisten schliefen. Conny machte wieder ironische Bemerkungen über unsere Schlafkrankheit und meinte, wir würden einfach keinen Ruhetag vertragen. Und wir hätten uns besser eine Monatskarte bei den städtischen Verkehrsbetrieben kaufen sollen, wenn wir nur schlafen wollten. Aber nur geschlafen haben wir nun wirklich nicht, sonst gäbe es diesen Bericht schließlich nicht.