Schwitzend, staubig und müde rüttelten und schüttelten wir durch sambischen Busch mit unwahrscheinlich hohem Gras. Auch die Maispflanzen hatten hier Riesengröße. Wir hielten mal an, um den Rotelbus inmitten dieses hohen Grases zu fotografieren. Er hätte sich mit seinen 4 Metern Höhe mühelos darin verstecken können! Bei 40 im Bus kamen wir schließlich im Luangwa-Nationalpark an und sahen doch tatsächlich gleich eine Herde der nur hier vorkommenden und sehr seltenen Thornicraft-Giraffen, die eine wunderschöne Zeichnung haben und bis über den Bauch im hohen Gras standen. Hier wären zwar Zu-Fuß-Safaris möglich gewesen, aber angesichts dieser Riesenhalme hätten wir keine Chance gehabt, Tiere zu sichten. Und gefährliche Tiere natürlich auch nicht.
Unser Camp für die folgenden beiden Nächte war sehr schlicht, aber immerhin gab es meistens Wasser, so daß wir uns Schweiß und Staub vom Leib spülen konnten. Hier herrschte ein wahres Horrorklima, und wir bewegten uns nur langsam. Die abendliche Suppe war auch sehr schweißtreibend. Schön fand ich dabei aber, daß wir die Flußpferde grunzen hören konnten, die sich im ca. 150 Meter entfernten Luangwa-Fluß suhlten. Nach dem Essen sprühten wir uns gegen die vielen Moskitos mit Autan ein und dann gingnen Dieter und ich allein auf Flußpferdsuche. Wir hörten sie ständig, fanden sie aber nicht in der Dunkelheit. Das unwahrscheinlich hohe Gras und die Maisfelder irritierten uns ebenso wie das Mondlicht, das lange Schatten warf. Ganz geheuer war uns die Situation nicht, und wir rechneten jeden Moment damit, daß irgendein Tier aus dem Busch sprang. So kehrten wir unverrichteter Dinge zum Camp zurück und krochen in unsere Kojen. Mit dem Grunzen der Hippos im Ohr schliefen wir ein.
Trotz Hitze hatte ich erstaunlich gut geschlaften und hörte auch gleich wieder das Grunzen der Flußpferde. Jetzt hielt mich nichts mehr. Es war zwar noch dunkel, aber nachdem ich Dieter geweckt hatte, schlichen wir auf leisen Sohlen so schnell wir konnten in Richtung Fluß, über den hier eine Brücke führte. Der Wachposten, der an sich niemand zu Fuß und ohne Genehmigung über die Brücke lassen durfte, war schließlich einverstanden, als wir ihm erklärten, daß wir nur die Hippos von der Brücke aus beobachten wollten und versprachen, nicht ans andere Ufer zu gehen, denn das war bereits Wildnis und nicht ungefährlich. Und dann im noch dämmrigen Morgenlicht sahen wir, wie etliche Flußpferde flußaufwärts schwammen, teilweise unter der Brücke hindurch, teilweise waren sie schon an ihrem Tagesruheplatz angekommen, den wir am Vorabend vergebens gesucht hatten.
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Dann ging gegen 5.45 Uhr wunderschön die Sonne über dem Luangwa auf, es war ein herrlicher Anblick. Unsere Kameras schlummerten derweil aber noch im Bus. Da wir wußten, daß die Flußpferde hier den Tag über verbringen würden, brauchten wir uns nicht zu beeilen.
Hier im Luangwa-Park hatten wir die Möglichkeit, an einer Morgen- und/oder einer Nachtpirsch teilzunehmen, und nachdem wir tagsüber schon soviele Tiere gesehen hatten, entschied sich etwa die Hälfte der Gruppe für die Nachtpirsch, so auch Dieter und ich. So hatten wir den ganzen Tag Zeit, im Schatten der großen Bäume zu faulenzen und die Hippos zu beobachten, die etwa 150 Meter von uns entfernt im Fluß lagen. Sie waren ziemlich passiv und bewegten sich kaum, anscheinend waren sie müde vom Fressen und Umherlaufen der vergangenen Nacht. Am Vormittag besuchten wir noch eine nahegelegene Krokodilfarm, auf der an die 4.000 Krokodile gehalten werden. Und womit werden diese Reptilien gefüttert? Jawohl, mit Flußpferdfleisch! Die Farm hat eine bestimmte Anzahl Hippos zum Abschuß frei, und die Krokodile werden ausschließlich mit ihrem Fleisch gefüttert. Und das alles für Schuhe und Handtaschen. Der Rundgang durch die Farm war sehr interessant. Da gab es sehr viele Baby-Krokodile in einer endlosen Reihe von Becken mit Wassergräben, aber auch die großen Zuchtkrokodile, die schon 50 Jahre auf dem Buckel haben, bekamen wir zu sehen. So ein junges Tier wurde aus einem Becken geholt, und ich nahm es in die Hände. Wohlweislich packte ich es hinter dem Kopf, denn auch die kleinen Krokodile können schon gemein beissen. Es hatte erstaunlich weiche und warme Haut, obwohl diese wie ein Panzer aussah.