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Endlich entdeckten wir wieder mal nach einigen Abstinenztagen frische Mangos am Straßenrand und gleich in rauen Mengen und verschiedenen Sorten. Sie waren etwa apfelgroß, wunderbar am Baum gereift und kosteten etwa 10 Pfennig das Stück. Mit 12 Stück deckten Dieter und ich uns ein. Goethe wollte dieses günstige Angebot nutzen und kaufte gleich einen ganzen Korb voll. Dabei verfügte er keineswegs über die Kunst des Mangozerteilens und verließ sich voll auf Dieter, der ihm eine Menge dieser leckeren Früchte so nach und nach mundgerecht servierte. Für eine geschälte Frucht bekamen wir eine neue als Lohn aus seinem Korb. Ich hatte beobachtet, daß die Einheimischen die kleineren gelben Mangos direkt aus der Hand aßen wie wir einen Apfel. Also dachte ich, daß das so falsch nicht sein konnte und machte es ebenso. Aber nur einmal und nicht wieder, denn bis dahin wußte ich nicht, welch unheimlich langen und zähen gelben Fruchtfasern diese Mangos hatten. Nachdem ich die Frucht solchermassen verspeist hatte, sah es aus, als hätte ich lange gelbe Haare auf den Zähnen. Ich habe stundenlang gepult, bis ich endlich alle Fasern entfernt hatte. Das war die erste und letzte Mango, die ich auf diese Weise verspeist habe. Alle im Bus schmatzen und schlürften und leckten sich die Finger ab, denn der Saft der reifen Früchte lief einem die Handgelenke den Arm hinab. Da hatten die Tempotücher wieder Hochkonjunktur.

Wir fuhren stundenlang an der Grenze zu Mozambique entlang. Die Gegend war durch die vielen Flüchtlinge dicht besiedelt, und es gab große Dörfer aus Lehmhütten mit Strohdächern. Wir konnten keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Flüchtlingen erkennen. Die Menschen waren hier aber viel zurückhaltender als bisher.

Hartmut und Conny kauften unterwegs einen ganzen Berg Kartoffeln, Zwiebeln und Paprika. Sollte es tatsächlich heute Rotelsuppe geben? Es gab sie! Ich traute mich hier doch, ein paar Tomaten zu kaufen, die herrlich schmeckten. Nachdem bis hierher keine Magen-Darm-Probleme aufgetreten waren, hoffte ich, daß diese Tomaten auch nicht schaden würden. Sie schmeckten phantastisch sonnengereift und waren garantiert nicht gespritzt. Nachdem wir schon längst keine Ananas und auch kaum noch Bananen zu kaufen bekamen, suchten wir Abwechslung im Speiseplan, zumal unsere Busch-Mittagspausen meist aus Corned Beef mit Brot oder Brot mit Corned Beef bestanden. Das hing uns langsam zum Halse raus.

An einer großen Tabakplantage hielten wir an, um zu sehen, was die vielen Arbeiter da aus kleinen Schöpfgefäßen über die Pflanzen gossen.

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Schließlich kamen wir dem Rätsel auf die Spur: hier wurde dem Tabak das Nikotin zugefügt! Das sagte zumindest einer im Scherz, in Wirklichkeit war es wohl ein Insektizid.

Es war wieder unwahrscheinlich heiß und schwül und stickig. Wir hingen verstaubt, müde und verschwitzt in unseren Sitzen. Aber endlich kamen wir doch in Lilongwe an, wo uns doch gleich ein großer Schnitzereien-Stand munter machte. Hier entdeckte ich eine sehr schöne Mutter-Kind-Figur aus Stein, die modern und klassisch schön zugleich war. Die mußte ich haben. Wir erstanden noch ein paar Dinge, dann flüchteten wir vor der Sonne zum Bus, der uns zum Golfclub der Stadt brachte, wo wir die Nacht verbringen wollten. Einige schälten und schnippelten Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl usw., andere kehrten den Bus, und Günter versorgte seine Brandwunde, die übel aussah. Er hatte sich gleich zu Beginn der Reise seinen Becher mit kochendheißem Kaffee über den rechten Unterschenkel geschüttet, und mit dem Socken war auch die ganze Haut abgegangen. Diese Verbrennung machte ihm während der ganzen Reise zu schaffen, und er konnte damit auch nicht baden gehen.