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 Allmählich bezog sich der Himmel und bei Sonnenuntergang kamen wir im Zelt-Camp an. Wir wurden mit Tee und feuchtwarmen Tüchern empfangen – eine wunderbare Zeremonie nach dieser langen, staubigen, anstrengenden Tour. Auf die Frage nach Dinner oder Dusche zuerst, entschieden wir uns alle für die warme Dusche. Wir richteten uns ein wenig in unseren Zelten ein und nach dem Duschen gingen wir erfrischt zum Dinner ins Speisezelt, wo uns mit viel Aufmerksamkeit ein sehr leckeres Essen serviert wurde. Der Abend wurde dann am Lagerfeuer beendet. Es war wieder ein neuer Höhepunkt: An diesem traumhaften Abend am Feuer zu sitzen, unter dem afrikanischen Sternenhimmel mit dem “Kreuz des Südens“– Deutschland ganz, ganz weit weg. Als es dann ziemlich kühl wurde, verabschiedeten wir uns und gingen im Dunkeln in unser Zelt. Gerade dort angekommen, wurde ich unter meiner Hose an vielen Stellen gleichzeitig sehr schmerzhaft gebissen. Im Zelt war gerade kein Licht (Solarenergie, die hin und wieder ausfiel), so dass ich nicht sehen konnte, was mich beißt, aber ich fühlte, dass sich etwas festgebissen hatte, was ich nicht entfernen konnte. In meiner Panik dachte ich an Skorpione. Als Antonia endlich die Taschenlampe gefunden hatte, wurde auch sie schon gebissen. Es waren afrikanische Wanderameisen, die wir in unser Zelt geschleppt hatten. Während wir noch versuchten, die Biester zu töten, was sich als sehr schwierig erwies, ging großes Angstgeschrei in unserem Nachbarzelt los. Unsere beiden Nachbarinnen hatten dasselbe Problem, anscheinend war die Straße der Ameisen direkt vor dem Nachbarzelt, so dass wir alle durchgelaufen waren. Die Afrikaner lachten über das Theater, was wir ihnen boten. Als sie aber auch angegriffen wurden, holten sie sehr schnell die Giftspritze, mit der auch die Zelte täglich ausgespritzt werden und der Spuk hatte ein Ende. Wie ich mittlerweile erfahren habe, benutzen die Massai die Wanderameisen, um Wunden zu nähen. Die Ameisen werden an den Wundrändern angesetzt und verbeißen sich in der Haut, danach werden die Körper der Ameisen abgetrennt. Immerhin, aus diesem Ameisenchaos hatten wir die Lehre gezogen, im Dunkeln nie mehr ohne Taschenlampe herumzulaufen.