Ein leichter Nieselregen setzt ein und wir ziehen zum ersten Mal auf dieser Reise unsere Regenjacken an. Zwischendurch machen wir immer wieder Fotopausen und bestaunen die einsame, schöne Landschaft Islands. Nach 63 Kilometern erreichen wir den Nationalpark þingvellir, diesen riesigen Grabenbruch, der sich genau über dem mittelatlantischen Rücken befindet und pro Jahr zwei bis drei Zentimeter in die Breite wächst.
Erst genießen wir den weiten Blick von einem Aussichtspunkt, dann radeln wir zwischen zwei hohen Felswänden ins Tal hinunter. Eine Straße zweigt zu den gut erhaltenen Häusern ab, in denen am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen wurde. Doch schon sei 930 n. Chr. wurde hier Versammlungen abgehalten und Recht gesprochen.
 
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            Wir radeln ohne Besichtigungspause vorbei an klaren, geheimnisvoll gurgelnden Wasserläufen, durch grüne Wiesen und auf der anderen Seite wieder hinaus aus dem Tal. Bisher sind wir auf geteerten Straßen gefahren, doch nun besteht die Straßendecke aus Lehm und Steinen. Oft schieben wir die Räder, denn um den vielen Schlaglöchern auszuweichen, müssten wir Slalom fahren. Und den isländischen Straßenslalom beherrschen wir noch nicht.
            Wir sind so mit den Schlaglöchern und der Straße beschäftigt, dass wir prompt die richtige Abzweigung verpassen. Es dauert einige Zeit, bis wir unseren Irrtum bemerken. Inzwischen sind wir acht Kilometer am þingvallavatn entlanggefahren. Hier stehen ein paar Ferienhäuser und nach beherztem Nachfragen und einem gemeinsamen Blick auf die Karte werden wir freundlich wieder zurückgeschickt. Immerhin haben wir jetzt Rückenwind und kommen gut voran. Doch kaum sind wir auf der richtigen Straße, geht der Nieselregen in richtigen Regen über. Und wenn es in Island regnet, dann regnet es. Ununterbrochen und in dicken Schnüren, wie bei einem Gewitterguss in Deutschland. Isländischer Nieselregen würde ich daher zum Vergleich als „erhöhte Luftfeuchtigkeit“ bezeichnen. Es ist unser erster Tag in Island. Wer kann es uns verübeln, dass wir die Wetterlage unterschätzen? Klatschnass kommen wir schließlich in Laugarvatn an, bauen das Zelt auf und müssen uns dann erst einmal an heißem Automatenkakao des Zeltplatzes aufwärmen.