Auf Naturpiste fahren wir nun zum Nationalpark Machalilla und entdecken dabei den knallroten Kardinalsvogel und auch den Ani, den südamerikanischen Kuckuck, den ich aus Kreuzworträtseln kenne. Aus diesem Nationalpark stammen die ältesten archäologischen Funde Südamerikas. Im kleinen Museum sehen wir uralte Keramiken und Bestattungsgefäße, die eher an grosse bauchige Vasen erinnern. Die Toten wurden in Embryonalstellung beerdigt. Mit einem einheimischen Führer machen wir eine Wanderung durch ein trockenes Flussbett. Hier wachsen Bananen, Papayas, Guaven und andere. Wir entdecken einige Vögel und sogar zwei kleine Uhus. Ausserhalb des Flussbettes ist Trockenwald und viel Staub. Ziegen, Hühner, Rinder und kleine Schweine mit Ferkeln suchen nach Futter. Schliesslich kommen wir zur Laguna de Agua Blanca, einem stinkenden Schwefelteich, in dem baden kann, wer will. Es will aber niemand. Der Himmel hat eine graue, schwülwarme Glocke über uns gestülpt.
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Im Park leben etwa 280 Menschen hauptsächlich vom Ökotourismus im kleinen Rahmen, denn viele Touristen kommen nicht hier her.
Wir fahren zurück nach Puerto Lopez und freuen uns schon auf eine frische Brise am Meer und leckeren Fisch und die Aussicht auf Fregattvögel und Pelikane. Bald kehren wir in das gleiche Strandlokal zum Fischessen ein wie am Vortag. Dort werden wir schon freudig begrüsst und geniessen dann fangfrischen Fisch. Heute bestelle ich superzarten Seehecht. Als Beilage gibt es immer Reis und Pommes und Salat.
Weiter fahren wir bergauf, halten an einem schönen Aussichtspunkt über der Bucht von Puerto Lopez und machen uns dann auf den Weg nach Süden zur Bucht von Guayaquil nach Playas. Wir passieren kleine Dörfer und lassen unseren Bus bestaunen. Der Himmel bleibt grau und suppig, und wir sehnen uns nach Licht und Sonne. Immerhin finden wir langsam schönere Häuser vor, die alle Gärten haben, in denen vor allem Bougainvilleen blühen, auch große, rot blühende Tulpenbäume. Die Strasse ist zeitweise ziemlich schlecht, d.h. voller Schlaglöcher. Nach dem guten Essen hängen wir faul in den Sitzen. Je höher wir kommen, desto grüner wird es, weil sich hier die Wolken vom Pazifik an den Hängen stauen. Wir erfahren wieder einiges über die Gesellschaftsstruktur in Ecuador. 10 % der Bevölkerung sind Weiße, und diese 10 % sind die Reichsten im Land, denn sie verfügen über 40 % des Gesamteinkommens. Pro Kopf hat die Bevölkerung nur 190 US-Dollar im Monat zur Verfügung. Einer Familie mit 6-8 Personen stehen im Monat etwa 300 US-Dollar zur Verfügung. Eine soziale Absicherung gibt es hier nicht, aber die Familienbande funktionieren. Einer für alle und alle für einen gilt hier noch. Der Staat gibt fast nichts, aber er nimmt auch fast nichts. Das Haupteinkommen ist der Export. Die Lebenserwartung der Frauen beträgt 71 Jahre, die der Männer 66.