Wir schrauben uns weiter hinauf durch dünn besiedelte, steile Andenlandschaften. Hier werden die Entfernungen nicht in Kilometern, sondern in Stunden angegeben, da man auf diesen teilweise schlechten Strassen bei hoher Steigung meist nur ca. 20 KM in der Stunde vorankommt. Ab und zu sind einzelne Indios zu Fuss unterwegs, manchmal trägt ein Esel die Last. Es ist eine einsame Berglandschaft.

 Schliesslich haben wir 3.200 Höhenmeter erreicht und halten an, um den Quisuarabaum zu fotografieren, der eine sehr raue, sich schälende Rinde hat und der Weltmeister der Bäume ist, was die Höhenlage angeht. Bis in Höhen von 5.300 Meter kann er wachsen, das schafft kein anderer Baum. Durch das Gesetz der dritten Dimension (durch den Äquator bedingtes Höhenwachstum) kann Mais bis in eine Höhenlage von 3.900 Meter angebaut werden und Kartoffeln sogar bis auf 4.200 Meter. Es gibt an die 1000 Sorten Kartoffeln, wovon ca. 200 Sorten auf den Märkten angeboten werden.

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Es ist sehr kalt hier oben, wo Pampasgras und Berberitzen wachsen und Ichugras. Dieses Gras ist so hart, dass es nur noch von den Andenkamelen wie Lama, Guanako, Alpaka und Vikunja gefressen bzw. verdaut werden kann. Wir befinden uns hier im sogenannten Paramo, der Andenregion oberhalb der Baumgrenze. Eine schroffe, steile und faszinierende Bergwelt umgibt uns rundum, als wir in den Cajas-Nationalpark kommen. Wir schleichen mit 20 – 30 kmh weiter bergan und erreichen schliesslich den Pass in 4.200 Metern Höhe. Hier steigen wir aus und frieren wie die Schneider. Der dunkelgraue Himmel hat der grandiosen Bergwelt um uns herum einen dramatischen Anstrich gegeben. Eine kleine Herde Alpakas grast unterhalb. In den Bergmulden ruhen kleine Seen, insgesamt gibt es hier über 200 dieser kleinen Seen. Es ist eine fast unwirkliche,  verzaubernde Berglandschaft.

 Schlotternd steigen wir wieder in den Bus und fahren auf der anderen Seite den Pass hinab. Auf 3.500 Meter befindet sich unser heutiger Übernachtungsplatz inmitten dieser Bergwelt bei einem einsamen Hotel, das von zahllosen kleinen Flüssen und Forellenteichen umgeben ist. Obwohl Josef schon vor drei Wochen für uns reserviert hat, wurden wir vergessen, und das Hotel ist abgeschlossen. Nur das WC für das Personal ist um drei Ecken herum offen. Eine eiskalte Dusche gibt es auch, aber angesichts der Aussentemperaturen verzichten wir gerne drauf. So beschliessen wir also, eine echte Buschübernachtung zu machen. Wir haben einen Generator für Strom und kochen mit Gas. Einen Wasserzugang finden wir auch. Ich finde es herrlich, hier in dieser phantastischen, einsamen Landschaft zu übernachten. In sämtliche verfügbaren Pullover und Jacken gehüllt, schnippeln wir Gemüse und Zwiebeln und essen den scharfen Fleisch-Gemüse-Eintopf dann mit Genuss. Der heizt uns wenigstens von innen ein.