Als wir weiterfahren, ist der Himmel wieder so dick und grau verhangen, dass wir auch heute den König der ecuadorianischen Vulkane, den Chimborazo, nicht sehen können. Josef sagt, bei 9 x Durchfahren sieht man den Vulkan vielleicht 2 x. Er ist meist hinter Wolken versteckt. Und jetzt regnet es zum ersten Mal richtig auf dieser Reise, wenn auch nicht lange. Wir sitzen im Trockenen, nur der arme Sepp hat eine sehr anstrengende Fahrt zu machen, während wir vor uns hindösen können, wenn wir wollen.
Auf den Reiseleiter sind wir inzwischen ziemlich schlecht zu sprechen, weil er so arrogant-zynisch und rechthaberich-belehrend ist und alles andere als freundlich-entgegenkommend. Er hat keinen Funken Humor, geschweige denn Witz und Charme. Manchmal sind wir echt sauer über seine patzig-aggressiven Antworten auf unsere Fragen, so dass wir kaum noch fragen. Dafür ist Sepp umso fröhlicher und fürsorglicher.
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Josef liest uns nun über die verschiedenen Barockformen vor im Hinblick auf die noch zu besuchenden Kirchen. Wir aber entdecken plötzlich die aus dem Vulkan Tungurahua aufsteigenden Aschewolken und sind ganz aufgeregt. Wir hatten ja alle in Deutschland von diesem Vulkanausbruch gehört und gelesen, und da wir diesen Vulkan nun unmittelbar vor uns sehen, ist unsere Aufregung sicher verständlich. Nicht so bei Josef, der beleidigt Buch und Mikrofon hinwarf und schwieg. Über den Barock kann jeder jederzeit nachlesen, soviel er mag, aber einen aktiven Vulkan kann man eben nicht jederzeit erleben, und wir sind nur einmal im Leben hier. Der Mann verhält sich völlig falsch, vermutlich hat er mit sich selbst die grössten Probleme.
Je näher wir Banos kommen, desto klarer sehen wir den Vulkan mit seinen 5.023 Metern Höhe und die inzwischen erstarrten Lavaströme, die an der Westflanke den Berg hinab geflossen sind. Für uns ist das eine ganz aufregende Sache.
Banos ist ein nettes kleines Städtchen mit Thermalbädern, das touristisch erschlossen ist, und hier sehen wir zum ersten Mal eine grössere Anzahl Touristen, meist mit Rucksack und auf eigene Faust unterwegs. Ein Lokal reiht sich an das nächste, es gibt gemütliche Cafés und viele Läden aller Art. Eine Bäckerei mit Lokal ist dort, wo es sogar Vollkornbrot gibt und alle Speisen in fünf Sprachen angegeben sind.
Beim überdachten Markt sehen wir eine Menge Meerschweinchen auf Spiessen über dem Grill liegen. Kopf und Füsse sind noch dran, das sieht schon sehr eigenartig und ungewöhnlich aus. Eines unserer Paare kauft sich so ein Meerschweinchen für das Abendessen.