Wir rumpeln mit maximal 30 kmh dem Regenwald entgegen und sind froh über die Klimaanlage. Die vereinzelten Holzhütten sind alle auf Stelzen gebaut. Auf einmal hört die Piste auf, und wir rollen auf Teerstrasse weiter. Wir sind hier am Rande der „grössten Lunge der Welt“, wie der Amazonasregenwald auch genannt wird.
Schliesslich kommen wir zum Rio Napo, einem der grössten Zuflüsse zum Amazonas, und laufen zu Fuss über die Brücke. Die schwüle Hitze haut uns fast um, als wir aus dem Bus steigen. Hier wächst die „Rose von Venezuela“, ein riesengrosser Baum voll kleiner, aber umso zahlreicheren roten Blüten. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt. Zu jeder Hütte gehören Bananen, Papayastauden und Maniok. Von den tropischen Regengüssen werden 70 – 80% von den Baumkronen und Blättern aufgefangen und wieder in die Atmosphäre abgegeben, nur ca. 20 % erreichen den Waldboden. Hier blühen herrliche Heliconien, die überall aus dem Blätterwald in rot-gelb leuchten. Die Stämme der Bäume sitzen voller Bromelien und anderen Epiphyten. Auch die grossen, gelb blühenden Ipébäume sehen wir hier zum ersten Mal häufig.
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Wir kommen im kleinen Ort Misuahalli an, dessen Dächer meist mit dem hässlich verrosteten Wellblech gedeckt sind. In der Mitte des Ortes gibt es eine Plaza, ringsherum sind kleine Läden und Lokale und kleine Reiseagenturen für Touren in den Dschungel angesiedelt. Eine Horde kleiner Affen turnt herum und ärgert die kleinen Hunde, die hier herumlaufen. Auch eine Menge Rabengeier warten auf Beute jeglicher Art. Wir haben unseren Übernachtungsplatz am Ortsanfang bei einer Bungalow-Hosteria mit einem erhöht gelegenen grossen Freiluft-Aufenthaltsraum, von wo aus wir einen schönen Blick auf den Ort und den Rio Napo haben. Wir sind auch hier die einzigen Gäste.
Bei unerträglich feuchtheisser Luft laufen wir träge hinter Josef her zum Schmetterlingsgarten, den uns ein Einheimischer namens Pepe Gonzalez sehr gut erklärt. Pepe ist ein überaus sympathischer Mann, der als Autodidakt im Laufe von vielen Jahren sich ein enormes Wissen über den Regenwald und seine tierischen und pflanzlichen Bewohner angeeignet hat. Er hat hier die Ecoselva-Agentur (Ökowald-Tourismus) gegründet und führt regelmässig Wanderungen in den Regenwald und Bootsfahrten auf dem Rio Napo durch. Auch diesen Schmetterlingsgarten hat er alleine auf die Füsse gestellt. Vom Schmetterlingsei über die Raupe und den Kokon bis zum fertigen Schmetterling zeigt er uns den Werdegang. Auch einige 12-15 cm grosse Herkuleskäfer hat er, das sind schon Riesenkäfer.
Im eigentlichen Schmetterlingsgarten sehen wir dann sehr viele Schmetterlinge in allen Grössen und Farben. Uns beeindruckt besonders der wunderschöne grosse blaue Morpho, der in herrlich leuchtenden Blautönen schillert. Leider ist er ein unruhiger Geselle, der sich einfach nicht fotografieren lässt.